heute in hamburg
: „Kein Richtig oder Falsch“

Fachtag Arbeiter-Samariter-Bund lädt zum Infotag „ethische Entscheidungen in der Pflege“ ein

Sabine Hallier-Bahnsen

Foto: Andre Beyer

56, gelernte Krankenschwester, beim ASB in der Abteilung soziale Dienste für Qualitätsmanagement tätig.

taz: Frau Hallier-Bahnsen, für wen ist Ihre Veranstaltung gedacht?

Sabine Hallier-Bahnsen: Wir wollen den Pflegenden bei Entscheidungen helfen, die sie aufgrund der Erkrankung für den Patienten treffen müssen. Das bezieht sich sowohl auf Personen, die in der Pflege arbeiten, als auch auf persönliche Angehörige der Erkrankten.

An welche Art von Entscheidungen haben Sie dabei im Kopf?

Es geht uns nicht um große Fragen, wie das Abstellen einer Beatmungsmaschine. Vielmehr wollen wir uns mit den vielen alltäglichen Situationen befassen. Ein Beispiel wäre eine Patientin, die an Parkinson erkrankt ist und Tabletten einnehmen muss, um bewegungsfähig zu bleiben. Gleichzeitig leidet sie an Demenz und hat Angst, durch die Tabletten vergiftet zu werden. Sollten der Patientin die Tabletten untergemischt werden, ohne dass sie davon weiß? Sie ist zwar durch ihre Demenz in der Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt, aber trotzdem hat sie immer noch ein Selbstbestimmungsrecht.

Was wollen Sie mit der Veranstaltung erreichen?

Wir versuchen, das Thema Demenz weiter in die Öffentlichkeit zu rücken, damit die Pflegenden mit den Entscheidungen nicht alleingelassen werden. Meistens gibt es kein Richtig oder Falsch, und die fehlende Handlungsfähigkeit führt zu Stress und psychischen Belastungen. Es kommt auch darauf an, wie viel Betreuungsrecht vorhanden ist. Wer was entscheiden darf, ist für die Angehörigen oft sehr undurchsichtig.

Was ist Ihre persönliche Verbindung zu dem Thema?

Meine Schwiegermutter ist schwer an Demenz erkrankt und wird zu Hause gepflegt. Aber auch durch meine berufliche Praxis als Krankenschwester hatte ich mit dem Thema zu tun.

Was zeichnet die Krankheit Demenz aus?

Es gibt keine Heilung und die Krankheit führt letztlich zum Tod. Der Verlauf ist immer unterschiedlich, insgesamt geht der Fahrstuhl aber nur nach unten. Durch Medikamente kann man manchmal länger an einem Stockwerk halten. Dadurch muss die Lebensqualität aber nicht zwangsweise niedrig sein. Andere Demenzaktivitäten wie „Konfetti im Kopf“ zeigen, dass trotzdem nicht alles nur grau ist.

Interview Lisa König

Fachtag „ethische Entscheidungen in der Pflege“ im Rahmen der Aktionswoche „Vielfalt und Demenz“: 13.30–17.30 Uhr, Rudolf Steiner Haus, Großer Vortragssaal