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Klarheitfür Pädagogen

INKLUSIONS-Frage

Überforderte Lehrer, zu wenig Sonderpädagogen und Kinder mit Behinderung, die allein unter Mitschülern bleiben: Bei der Inklusion gibt es an niedersächsischen Schulen Probleme. Der Spitzenkandidat der CDU, Bernd Althusmann, der als Kultusminister der früheren schwarz-gelben Landesregierung die Inklusion an niedersächsischen Schulen auf den Weg gebracht hatte, will gar „eine einjährige Atempause“ einlegen, bei der keiner recht weiß, wie das für die Schüler werden soll, die bereits auf eine Regelschule gehen.

Die SPD lehnt einen „Stillstand bei der Inklusion ab“ und hat im Juni 800 neue Stellen für pädagogische Mitarbeiter angekündigt – kurz nachdem Althusmann das Thema mit seiner Forderung in den Wahlkampf gezogen hatte.

Schon jetzt wurden Sonderpädagogen und andere Fachkräfte von den Förderschulen an die Regelschulen abgeordnet. Bei denen gab es großen Unmut, weil ihr Einsatz an den Regelschulen bisher nicht geregelt war. „Das hat zu stärkeren Belastungen geführt“, sagt Martin Grajetzky vom Schulhauptpersonalrat. Schließlich gibt es an jeder einzelnen Schule Dienstbesprechungen, Konferenzen und Unterhaltungen mit Eltern und Schülern.

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) will deshalb am Dienstag eine Dienstvereinbarung mit dem Schulhauptpersonalrat unterzeichnen. Darin sei festgehalten, dass die abgeordneten Sozialpädagogen nicht an mehr als zwei Schulen arbeiten dürfen, um sie zu entlasten. Es gelte dabei, dass die Fachkräfte nur an einer Schule pro Tag arbeiten, sagt Grajetzky. Zudem sollten die Pädagogen nicht an mehr Besprechungen teilnehmen müssen als andere Lehrer. „Es darf nicht sein, dass sie stärker belastet werden.“

Das langfristige Ziel sei aber noch ein anderes: „Die Förderschulen ganz aufzulösen“, sagt Grajetzky – und die Pädagogen zu versetzen. Auch diese Perspektive sieht Althusmann kritisch. Er will die Förderschulen erhalten, um den Eltern die Wahl zu lassen, ob sie Kinder mit Behinderung auf eine Regelschule schicken. rea

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