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Typisch Oldenburg

Underground Beim Filmfest Oldenburg finden auch seltsame Filme ihren Platz. Die Veranstalter haben ein Händchen für Überraschungen von morgen

Viele amerikanische Filmemacher der internationalen Independent-Film-Szene sind mittlerweile Stammgäste in Oldenburg. Jedes Jahr bringen sie entweder eigene neue Filme oder empfehlen ihren Freunden und Kollegen, ihre Werke auf dem kleinen norddeutschen Filmfestival zu präsentieren. So erklärt sich, dass in diesem Jahr zehn Weltpremieren aus Deutschland, den USA, Kanada und England auf dem Programm des internationalen Filmfestes Oldenburg stehen – und dies, obwohl insgesamt nur 45 Langfilme gezeigt werden.

In den letzten Jahren wurden die Zuschüsse von der Stadt drastisch gekürzt und so ist das Festival kleiner geworden. Filmreihen und ein renommierter Wettbewerb wurden eingespart, aber der Festivalleiter Thorsten Neumann ist findig und kann sich auf seine guten Kontakte verlassen. So landete er im letzten Jahr mit dem Stargast Nicolas Cage einen Coup.

In diesem Jahr ist es ein nicht ganz so berühmter Filmstar: Lou Diamond Philipp. Ihm ist immerhin eine dreiteilige Tributreihe gewidmet. Und Freitag Abend präsentiert er im Staatstheater seinen neuen Film „Quest“. Außerdem wird er noch seinen Stern auf dem „OLB Walk of Fame“ einweihen, auf einem Hinterhof vor der Hauptfiliale der Oldenburgischen Landesbank. Festivalleiter Neumann experimentiert auch immer gern mit Spielstätten. So haben in der Justizvollzugsanstalt der Stadt Gäste zusammen mit Insassen Filme angesehen.

Eröffnet wird das Festival mit der Berliner-Kiez-Gangstergeschichte „Familiye“, einem Debütfilm von Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan. Moritz Bleibtreu hat den Film produziert und wird ihn wohl auch in der EWA-Arena vorstellen. 2012 gab es mit „Oh Boy“ von Jan Ole Gerster eine ähnliche Wundertüte als Eröffnungsfilm und wurde dann die deutsche Kinoüberraschung des Jahres.

Der wohl seltsamste Film des Programms kommt aus Japan: Der Underground-Künstler Takehide Hori hat acht Jahre lang an seinem Stop-Motion-Film „Junk Head“ gebastelt, alles per Handarbeit. Er erzählt von einer fernen Zukunft, in der die Menschen einen Krieg gegen Klone führen und im Inneren der Erde nach ihrer DNA suchen. Mit seinen bizarren Puppen bietet Hori ein postapokalyptisches Kasperletheater. Solche Filme gibt es nur in Oldenburg. Hip

24. Internationales Filmfest Oldenburg, 13. bis 17. September 2017, Programm unter www.filmfest-oldenburg.de

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