Obama holt Berlin

US-WAHL Wenn der künftige Präsident bestimmt ist, haben sich daran auch einige der 13.000 wahlberechtigten US-Amerikaner aus Berlin beteiligt. Ihre Tendenz geht zur Wiederwahl des amtierenden Staatschefs

VON JULIA AMBERGER

Wenn in der kommenden Nacht der künftige US-Präsident gewählt wird, fiebern Tausende AmerikanerInnen in Berlin mit. In Berlin haben derzeit knapp 14.000 US-Amerikaner ihren Hauptwohnsitz. Fast 13.000 von ihnen können an der Wahl teilnehmen. Ob und wen die Berliner US-Amerikaner 2008 gewählt haben ist unklar: Sie geben ihre Stimme per Briefwahl in dem Bundesstaat ab, in dem sie zuletzt gemeldet waren.

Wer sich in diesem Jahr an der Wahl beteiligen wollte, musste sich online bei der Wahlbehörde des jeweiligen Bezirks in den USA registrieren. Die Fristen und Kriterien sind aber von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich, und die Daten werden nirgendwo zentral erfasst. Um eine gültige Stimme abzugeben, mussten einige Berliner schon vor vier Wochen wählen.

Romney bei 5 Prozent

Derzeit liefern sich US-Präsident Barack Obama und der Republikaner Mitt Romney ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Dass ein Sieg Romneys überhaupt realistisch ist, kann die Mehrheit der Deutschen kaum glauben: Ginge es nach ihnen, würden 87 Prozent Obama wählen. Das hat eine Umfrage des German Marshall Fund im September ergeben. Mit nur 5 Prozent liegt die Unterstützung für seinen Kontrahenten Romney nur knapp über der statistischen Wahrnehmungsschwelle. Und auch die US-Amerikaner werden sich für Obama entscheiden – da sind sich deutsche Schüler sicher. 116 Schulen nahmen deutschlandweit in diesem Jahr an dem „U.S. Election School Project“ teil. 65 von ihnen sind Berliner und Brandenburger Schulen, sagt Christine Junghanns vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), die das Projekt begleitet hat.

Die teilnehmenden Klassen und Stufen schlüpften in die Rolle von einzelnen US-Bundesstaaten. Ziel war es, so viel wie möglich zur politischen Stimmung in den Bundesstaaten zu recherchieren, um deren Abstimmungsverhalten einschätzen zu können. „Bei der Wahlsimulation der Berliner und Brandenburger Schulen lag Obama am Montag vorne“, sagt Junghanns. Bereits vor vier Jahren gab es eine Auflage des Projektes. Dabei hätten die SchülerInnen das Ergebnis von 2008 genau vorhergesagt, so Junghanns.

Die Democrats Abroad, die Auslandsvertretung der Demokraten, lädt zum Wahlkrimi ins Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz zur Wahlparty (5 Euro Eintritt). Sie ist die einzige größere Veranstaltung in Berlin, die nicht nur geladenen Gästen offensteht. Anders als vor vier Jahren haben die Republicans Abroad diesmal keine eigene Party organisiert. Sie seien in Berlin schlicht in der Minderheit, so Republicans-Abroad-Vorstand Thomas Leiser.