: Gesetzesverstoß plötzlich im Passiv
Rede Stephan Weil hat Änderungswünsche von VW berücksichtigt – aber nur zu einem kleinen Teil
Anke Pörksen, niedersächsische Regierungssprecherin
Der Vergleich zeigt, dass die Wünsche des Unternehmens nur zu einem kleinen Teil berücksichtigt wurden. So wurde der Satz „Volkswagen hat damit gegen Gesetze verstoßen und Vertrauen missbraucht“ in den Passiv gesetzt: „Damit ist gegen Gesetze verstoßen und Vertrauen missbraucht worden“, sagte Weil stattdessen – und nannte VW, auch wenn der Bezug trotzdem klar war, damit nicht unmittelbar als Täter.
Auch auf eine Spekulation über einen „Verlust von Marktanteilen mit allen daraus resultierenden Folgen“ verzichtete Weil, der qua Amt Mitglied des VW-Aufsichtsrats ist, auf Wunsch des Unternehmens. Weitere übernommene Änderungswünsche betreffen Details zum zeitlichen Ablauf und zum Prozess in den USA.
Nicht übernommen wurde hingegen beispielsweise der Vorschlag aus dem Büro des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch. Es ging darum, die Einschätzung zu streichen, dass es „ein weiterer schwerer Fehler“ gewesen sei, die Software-Manipulationen erst so spät einzugestehen wie geschehen. Auch der Wunsch, die Manipulation als „Software zur Prüfstandserkennung“ zu umschreiben, lehnte die Senatskanzlei ab. „Wir haben uns da wirklich nichts vorzuwerfen“, sagte Weils Sprecherin Anke Pörksen der taz. Weitere Zitate, die laut BamS aus der Rede gestrichen worden, stammten laut Pörksen aus einer internen Materialsammlung des Ministeriums und nicht aus dem Redeentwurf, der an VW geschickt wurde.
CDU-Generalsekretär Peter Tauber erklärte am Montag dennoch, Weil habe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bisher nicht entkräften können. Dieser hätte seine Rolle als VW-Aufsichtsrat und als Ministerpräsident sehr genau trennen müssen, sagte Tauber. „Das ist offensichtlich nicht geschehen.“ SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sieht den niedersächsischen Ministerpräsidenten hingegen als entlastet an. „Die Vorwürfe gegen Stephan Weil sind wie eine Seifenblase zerplatzt“, sagte er am Montag. Der Union warf Heil eine Diffamierungskampagne vor – nach dem Motto: „Irgend etwas bleibt schon hängen.“
Malte Kreutzfeldt
Meinung + Diskussion
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen