Richard Rother über den Tropensturm in Texas: Zu spät für eine Debatte
Eines muss vorweg gesagt werden: Tropische Wirbelstürme sind im Sommer und Herbst in der Karibik und am Golf von Mexiko ein schreckliches, aber normales Wetterphänomen. Es hat sie auch gegeben, bevor es zu der vom Menschen gemachten Erderwärmung kam. Dennoch spricht einiges dafür, dass durch den Klimawandel Anzahl und Intensität der Hurrikane zunehmen. Je wärmer das Oberflächenwasser des Ozeans ist, über dem sich der Tropensturm bildet, umso mehr Feuchtigkeit und Energie kann der Sturm aufnehmen – und umso größer ist die Zerstörungskraft des Hurrikans. Der Hurrikan „Katrina“, der vor zwölf Jahren New Orleans verwüstete, ist dafür ebenso ein beredtes Beispiel wie jetzt der Hurrikan „Harvey“, der Houston heimsucht.
Was den aktuellen Tropensturm in Texas besonders gefährlich macht, liegt meteorologisch auf der Hand: Er bewegt sich kaum vom Fleck und bringt daher in den betroffenen Gebieten unglaubliche Regenmengen in kürzester Zeit. Bei aller Kritik an den Behörden und Einsatzkräften – solche Regenmengen würden überall auf der Welt zur Katastrophe führen. Insofern ist es fast eine gute Nachricht, dass bislang nur relativ wenige Todesopfer in Texas zu beklagen sind.
Für Behörden und Bewohner bleibt im Moment ohnehin nur, das Schlimmste zu verhindern und möglichst alle Menschen in Sicherheit zu bringen. Für eine Debatte, ob Houston vorsorglich hätte evakuiert werden müssen oder nicht, ist es jetzt, da es nicht geschehen ist, ohnehin schon zu spät.
Wenn der Sturm vorbei ist, müssen die US-Amerikaner aber über zwei Dinge ernsthaft nachdenken. Erstens: Wie können sie sich besser auf künftige Hurrikane vorbereiten, die so sicher kommen werden wie das Amen in den Kirchen? Und zweitens: Was können sie zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen in Zeiten, in denen ihr eigener Präsident davon nichts wissen will?
Wirtschaft + Umwelt
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