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MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Manchmal hilft es, sich klein, ganz, ganz klitzeklein zu machen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. So könnte man die Namenswahl des Festivals Mikromusik verstehen, das sich selbst sogar konsequent klein schreibt, „mikromusik“ mithin. Was keinesfalls für die kulturelle Bedeutung der dort gegebenen Musiken gelten soll. Manchmal verwenden die im Programm vertretenen Komponisten eben mikrotonale Töne mit kleineren oder von den üblichen Stimmungen abweichenden Tonhöhenunterschieden, andere wenden sich dem akustischen Mikrogebiet zu, halt solchen Klängen und Geräuschen, die sich allein durch technische Hilfsmittel hörbar machen lassen, ähnlich wie beim Vergrößern von Dingen unter dem Mikroskop. Und überhaupt hat alles, was sich mit Mikrofonen aufnehmen lässt, hier auch seinen Platz. Im Studio der daadgalerie kann man so am Donnerstag den britischen Klangkünstler Max Eastley mit der Uraufführung seiner „Improvisationen“ erleben, bei denen er „kinetische Instrumente“ bedient, unterstützt vom Saxofonisten John Butcher und der Sängerin Ute Wassermann. Tags darauf führt der litauische Komponist Arturas Bumšteinas ebendort sein Hörstück „The Year of a Catdog“ auf (Oranienstraße 161, je 20 Uhr, Eintritt frei). Und am Oranienplatz beim Engelbecken veranstaltet Mikromusik am Samstag schließlich einen Umzug mit dem Projekt „Sing along!“ Wie der Name sagt, können sich Passanten ausdrücklich beteiligen, die große Perkussionistin Robyn Schulkowski macht bei der Sache ebenfalls mit (Oranienplatz/Engelbecken, 18 Uhr, Eintritt selbstverständlich frei).

Montag geht es dann gleich weiter mit dem nächsten „kleinen“ Festival, zumindest was die Dauer angeht. Die Kollektiv Nights des Jazzkollektivs Berlin gehen im Tiyatrom für drei Tage in die nächste Runde mit Freilaufjazz garantiert ohne Käfighaltung. Am Eröffnungsabend spielen unter anderem der Posaunist Conny Bauer und der Pianist Louis Rastig als Duo, eine Vater-Sohn-Konstellation, und die wunderbar lakonische Sängerin Lucia Cadotsch in einer Formation mit dem vielversprechenden Namen Liun & The Science Fiction Band. Der Gitarrist und Kollektivist Ronny Graupe ist in gleich zwei Besetzungen zu erleben, am Dienstag mit dem Quartett Field des Saxofonisten Uli Kempendorff und Mittwoch im Quintett Bubaran. Als Gäste spielen etwa die Saxofonistin Silke Eberhard in der Band „Matsch & Schnee“ am Dienstag und der Trompeter Tom Arthurs mit seinem Trio am Mittwoch. Eine Mischung, die kaum Wünsche übrig lässt, wenn es beim Jazz denn auch mal’n büschen dissonant sein darf (Alte Jakobstr. 12, je 20 Uhr, 18/12 €, Festivalpass 40/25 €).

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