Harald Keller Der Wochenendkrimi : Die dunkle Spielart des TV-Krimis
Sie hat Gleichgewichtsstörungen, die Dinge verschwimmen vor ihren Augen. Verschlingen einander oder vervielfältigen sich. So führt der Krimiautor Oliver Bottini seine Krimiheldin Louise Bonì der Leserschaft vor Augen. Bonì ist alkoholkrank und hat im Dienst einen Menschen erschossen. Ein Ereignis, das ihr immer wieder ins Bewusstsein tritt, im Wege steht und sie zugleich auf ungewöhnliche Gedanken bringt.
Für die ARD hatten die Autorin Hannah Hollinger und Regisseurin Brigitte Maria Bertele den ersten Roman der inzwischen sechsteiligen Reihe um Kommissarin Louise Bonì adaptiert. Uraufgeführt auf dem Krimisendeplatz am Donnerstag, fiel der Film im Premierenjahr 2015 noch aus dem Rahmen der gewohnten Urlaubsortkrimis, in denen freundlich lächelnde Kommissare die aufflammenden Unbilden binnen 90 Minuten verlässlich wieder einrenken. Seither gibt es dort des Öfteren dunklere Töne. Bonì war eine Art Vorreiterin.
Die Romanvorlage spielt im Raum Freiburg, die Filmhandlung wurde ins Sendegebiet des koproduzierenden WDR nach Aachen verlegt. Dort trifft Bonì auf einen buddhistischen Mönch. Er ist verletzt, schweigsam und verschwindet bald wieder. Natürlich der Beginn eines umfassenderen Kriminalfalls, in den Bonì sich trotz ihrer Handicaps verbeißt.
Die Schauspielerin Melika Foroutan macht, entfernt an ihren Part in der ZDF-Serie „KDD – Kriminaldauerdienst“ anknüpfend, die Zerrissenheit der Louise Bonì sichtbar, ohne in schauspielerische Schwerathletik zu verfallen.
Sehr angenehm obendrein, dass auf die längst unglaubwürdigen Stammgesichter deutscher TV-Krimis verzichtet wurde. Mit Barry Atsma wirkt ein international beschäftigter Schauspieler mit, der Ende August im Hollywood-Thriller „Killer’s Bodyguard“ in unseren Kinos zu sehen sein wird.
„Begierde – Mord im Zeichen des Zen“; Sa., 21.45 Uhr, ARD
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