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der rote faden Eier, Autos und Krieg: Neues aus Uhlenbusch

durch die woche mit

René Hamann

Fipronil

Skandale, die sich ausweiten. Insektenvertilgungsmittel, die Eierschalen angreifen und Niederländer ins Gefängnis bringen. Automobilkonzerne, die aus Verpestung noch eine Tugend machen, um auch weiterhin ihre Absatzzahlen stabil zu halten. Eine Trash-Billo-Ausgabe des Kalten Krieges mit den Bösewichtern Trump und Kim Jong Un in den Hauptrollen (die Älteren unter uns haben gleich wieder diesen Smashhit aus den Achtzigerjahren im Ohr: „When two tribes go to war/ A point is all that you can score“). Und eine niedersächsische Grüne, die kurz vor Legislaturschluss doch lieber eine Schwarze sein möchte, weil sie sonst ja um ihre politische Zukunft fürchten müsste. Da sage noch einer, wir steckten mitten im Sommerloch und es wäre überhaupt nichts los!

Aber der Reihe nach. Eier werden mit Gift besprüht, das ist ja schon merkwürdig genug. Obwohl, das sind gar nicht die Eier, die besprüht werden, sondern gleich die ganze Legebatterie. Das besagte, vornehmlich in den Niederlanden, in Belgien und einigen norddeutschen Betrieben eingesetzte Insektengift hieß schon Fipronil, als von Wolfgang Přiklopil noch niemand etwas ahnte. Der Suffix „-il“ allerdings verheißt meist nichts Gutes, wie man auch an anderen Giften, Medikamenten und Wasch- und Spülmittelmarken sehen kann – ich sage nur: Wiedumil oder Soichdil.

Neuwagengeruch

Fipronil ist aber nicht per se scheiße – es ist zumindest offiziell als „Pflanzenschutzmittel“ gängig, ist also ja eigentlich gut für die Pflanzen, und „wirkt als Kontaktgift schnell und lang anhaltend gegen Ackerschädlinge sowie Ektoparasiten wie Flöhe, Haarlinge, Tierläuse, Zecken, Raubmilben, Herbstgrasmilben und Räudemilben“, wie Wikipedia weiß. Von solchen Mitteln träumt doch so mancher Hotelbetreiber und Airbnb-Vermieter!

Bauklötzchen

Hühnereiverzehrende Gäste träumen allerdings nicht davon. Die träumen davon, ein reines, unbearbeitetes, aber möglichst gekochtes Ei auf dem Frühstückstisch vorzufinden – hart, weich oder mittel, mit Hahnentritt oder ohne, pochiert, geschlagen, gerührt, ganz wie es beliebt. Die „Tierpersönlichkeit“ des Muttertiers, also des jeweiligen eiproduzierenden Huhns, ist den meisten dabei ziemlich schnuppe – der Vorteil der Industrialisierung ist ja, dass man konsumieren kann, ohne an den genauen Produktionsabläufen beteiligt worden zu sein beziehungsweise überhaupt nur etwas davon wissen zu müssen. Essen ohne nachdenken. Die Welt ist eh so kompliziert. Und Landwirtschaft ist ein Knochenjob, das Frühstücksei eine Errungenschaft der Zivilgesellschaft. Doof ist nur, wenn die Industrie nicht gewissenhaft mit ihren Mitteln umgeht. Was sie scheint’s aus Prinzip nicht tut, weil das nicht gut ist für den Profit. Profit. Prinzip: Willst du viel, sprüh Finopril; Sie verstehen schon.

Seitenwechsel

Mit den Autos ist das ja ähnlich – und doch anders. Immerhin finden die meisten, dass die Automobilindustrie gefälligst den Schaden auch tragen soll, für den sie gesorgt hat. Den Kaufanreiz, den die Industrie gleich nachgeliefert hat, nachdem sie sich mit Verkehrs- und Umweltsündenminister Dobrindt (CSU) ein wenig gegenseitig gekrault hat, finden die meisten Deutschen laut Umfrage dann ja doch gut. Ist doch prima, wenn ich beim Tausch meiner Stinkekarre gegen einen Neuwagen mit desig­ntem Neuwagengeruch und EU-Soundso-Abgasnorm noch ein paar Ocken dazubekomme. Das ist die Logik des Konsums: Man spart, indem man Geld ausgibt. Dass immer noch gleich viel Autos die Straßen verstopfen und die Städte verpesten, ist da nahezu nachrangig. (Und der Umbau der Verkehrsinfrastruktur – warum nicht Fahrradkaufprämien oder Monatskarten für den ÖPNV ausloben? – würde ja nur Arbeitsplätze kosten. Arbeitsplätze! Fetisch Arbeit! Es ist ein Kreuz, aber es muss gemacht werden.)

Nordkorea hingegen bietet das Spektakel, das immer gut ist so als Ablenkung, von was auch immer. Innen läuft es nicht, außen auch nicht – spielen wir doch ein bisschen Krieg! Wenn auch nicht mit echten Waffen. Die Welt staunt, sortiert das ganze aber unter „zwei Clowns, die sich mit Bauklötzchen zu bewerfen drohen“ ein.

Bliebe noch der Twist der Frau Twesten, der gleich eine neue Wahl – die Landtagswahl in Niedersachsen – verursacht hat, aus rein beruflichen oder rein persönlichen Gründen, das weiß man nicht genau, das kann man da nicht mehr so recht unterscheiden. Ähnlich wie beim Auto spricht auch dieser Skandal jedenfalls nicht dafür, dass das Vertrauen des Stimmviehs in die Politik wächst – schade eigentlich. Oder um mit einem anderen Gassenhauer abzuschließen: „Auweia, auweia, der Hahn legt keine Eier.“

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