piwik no script img

Linker Aktivist aus der Haft entlassen

Russland Sergej Udalzow, ein Initiator der Anti-Putin-Proteste 2011/12, saß viereinhalb Jahre ab

MOSKAU/BERLIN dpa/taz | Der russische Kremlkritiker und linke Aktivist Sergej Udalzow ist aus mehrjähriger Lagerhaft in der Region Tambow entlassen worden. „Er ist frei. Er lässt alle grüßen, bedankt sich für die Unterstützung, den Optimismus und die positiven Emotionen“, schrieb seine Ehefrau Anastassija am Dienstag auf Facebook. Seine Anwältin bestätigte der Agentur Tass, dass Udalzow seine Haftstrafe zur Gänze verbüßt habe.

Udalzow war einer der Initiatoren der Proteste 2011/2012 auf dem Moskauer Bolotnaja-Platz, die sich gegen die Parlamentswahlen im Dezember 2011 sowie die Amtseinführung von Präsident Wladimir Putin im Mai 2012 richteten.

Nach der Ausstrahlung des Filmes „Anatomie des Protestes-2“ wurden strafrechtliche Ermittlungen gegen Udalzow wegen des Verdachts auf Anstiftung zu Massenunruhen aufgenommen. Die Aufnahmen zeigen ihn bei einem Treffen mit dem georgischen Politiker Giwi Targamadse. Beide sprechen über Möglichkeiten die Protestbewegung in Russland aus dem Ausland zu finanzieren.

Der Oppositionspolitiker der Linken Front saß seit dem 9. Februar 2013 in Hausarrest. 2014 wurden er und sein Mitstreiter Leonid Raswoschajew in einem umstrittenen Prozess zu viereinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt worden.

Unmittelbar darauf war Udaltzow aus Protest in einen 24-tägigen Hungerstreik getreten und im Straflager bei Tambow, 450 Kilometer von Moskau entfernt, auch in Isolationshaft gesperrt worden. Leonid Raswoschajew wurde im April 2016 aus der Haft entlassen.

Der Oppositionelle und Antikorruptionskämpfer Alexej Nawalny, der ebenfalls bei den Bolotnaja-Protesten eine Rolle gespielt hatte und mehrfach gemeinsam mit Udaltzow festgenommen worden war, war, gratulierte dem 40-Jährigen auf Twitter zu seiner Haftentlassung. „Udalzow hat aufgrund eines politisch fabrizierten Falles im Gefängnis gesessen. Er hat sich wacker gehalten“, schrieb Nawalny.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen