Top Ten der Sommerklassiker

Binge-Reading

Russland 1805. Bald marschiert Napoleon ein. Tolstois „Krieg und Frieden“ ist ein Zeitgemälde mit 250 Hauptpersonen und mit über 1.500 Seiten einer der längsten Romane ever. Die Geschichte ist einfach: Eine Frau verliebt sich in einen Mann und heiratet einen anderen. 100 Geschichten hängen da dran. Binge-Reading für ohne Glotze. Jörn Kabisch

Sonderklasse

Über Groschenromane lästern kann jeder. Aber haben Sie schon mal einen gelesen? Probieren Sie es mit „Dr. Stefan Frank“, beworben als „Arzt­roman der Sonderklasse“ mit „Praxis-Alltag, dramatischen ­Operationen, Menschenschicksalen um Liebe, Leid und Hoffnung“. Hört sich nach genau dem richtigen Stoff für 30 Grad im Schatten und Weißweinschorle an. Doris Akrap

Heiße Nächte

Wer Sommerferien macht, wo noch halbwegs Wald um die Betonburgen steht, muss mit Feuer rechnen. Leopold Schefer erzählt in seinem Roman „Der Waldbrand“ von 1827 meisterhaft von einem verheerenden Großfeuer in Kanada. Die Lektüre wirkt im akuten Flammen­inferno beruhigend: Hat’s immer und auch woanders schon gegeben. Doris Akrap

Freiheit im Hass

Maxim Billers versammelte Kolumnen sind angriffslustig, respektlos, zielgenau, humorvoll und bitterböse. Das Buch wird Sie, während Sie sich im Angesicht der Palmen und des azurblauen Meeres fragen, weshalb in ihrem bundesrepublikanischen Leben so viel schiefgegangen ist, ganz gewiss von all ihrem Selbsthass befreien. Alem Grabovac

Für Umme

Wer keine Lust auf überflüssiges Gepäck hat, braucht im Urlaub nur gutes Internet. Auf gutenberg.org oder bei ­Twitteraccounts wie „@hoerbuchtippsde“ findet man kostenlose Bücher, Hörbücher und Hörspiele. Echte Urlaubsschmöker wie „Der Stachelbeersommer“ oder „Der Sommer der Killer. Zehn Krimis“ sind ebenso vorhanden wie echte Klassiker. Doris Akrap

Schwitzen

Wem es im August nicht heiß genug ist, kann noch mal William Faulkners „Licht im August“ lesen. Religiöse Fanatiker, mordende Rassisten, brutale Patriarchen und eine Kämpferin am Mississippi – der Strom, den dieser Südstaatenroman von 1932 durch seine Erzähltechnik erzeugt, treibt einem selbst bei Minusgraden den Schweiß auf die Haut. Doris Akrap

Zum Einpinkeln

In Simone Borowiaks „Frau Rettich, die Czerni und ich“ von 1992 fahren drei Freundinnen nach Spanien. Auf den 160 Seiten werden Sie so oft einpinkeln vor Lachen, dass Sie ­Hosenwechsel brauchen. Das Allerkomischste, Allerintelligenteste, Allerbeste, was je über Frauen geschrieben wurde. „Sex and the City“ wirkt dagegen wie Johanniskrauttee.Doris Akrap

Herrengedeck

Wer die Geschichte der Preußen und die buchpreisgekrönte neue Biografie über Maria Theresia durch hat, kann zur Abwechslung die Geschichte der Fußball-EMs, -WMs, -DMs mitnehmen. Tollste Tore, verwegen­ste Freistöße, krasseste Schiedsrichterfehlentscheidungen. Dazu ein paar Sommerbiere, und der Urlaub fühlt sich an wie zu Hause vorm Fernseher. Doris Akrap

Einfach und gut

Geniale Idee: Man schreibt einfach ein „Ullstein Urlaubs-Klassiker“ aufs Cover, und es verkaufen sich Bücher, die ansonsten in der Remittenden-Kiste versauern. Für Leute, die schon vom Urlaubsflüge-Buchen völlig ausgepowert sind und keine Kraft für Urlaubslektüre-Aussuchen mehr haben, sei diese (nur noch antiquarisch zu erstehende) Reihe empfohlen. Doris Akrap

Die Affären

Der Sommer ist eine einzige Affäre. Hat man keine, ist es keiner. Wer gerade keine hat, muss halt davon lesen, und das geht am besten in Max Frischs „­Montauk“ von 1975. Und wenn Sie die Erzählung des 63-jährigen Autors über seine gescheiterten Beziehungen, Lieben, Affären durchhaben, gucken Sie „The Affair“. Eine großartige Adaption des Buchs. Doris Akrap