: Leute, wo bleibt der Masterplan
Höhere Schülerzahlen Lehrerverband fordert Reaktion. Ministerin schlägt Quereinstieg vor
Bundesweit gehen nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bis 2030 viel mehr Kinder zur Schule als von der Kultusministerkonferenz (KMK) prognostiziert. Die Schülerzahl steigt demnach von knapp 8 Millionen (2015) um 8 Prozent auf fast 8,6 Millionen in 13 Jahren. Der Studie zufolge werden 2030 etwa 28.100 zusätzliche Klassen und 42.800 zusätzliche Vollzeitlehrkräfte benötigt. Auf Länder und Kommunen kämen pro Jahr 4,7 Milliarden Euro höhere Bildungskosten zu.
Nach Meinung des DL-Verbandsvorsitzenden hätten manche Länder bereits sinnvoll reagiert, um dem Lehrermangel entgegenzutreten: „Einiges passiert bilateral. Beispielsweise zwischen Bayern und Sachsen: Bayerische Lehrer helfen in Sachsen aus, teilweise mit einem Rückkehrrecht. Aber viele Lehrer sind halt auch extrem sesshaft und damit immobil.“
Die in manchen Ländern verstärkte Einstellung von nicht pädagogisch ausgebildeten „Quereinsteigern“ sieht er skeptisch: „Natürlich ist eine schlecht gehaltene Unterrichtsstunde immer besser als gar keine Unterrichtsstunde. Aber insgesamt schlägt sich eine zu hohe Quote von Quereinsteigern an den Schulen in Qualitätsproblemen und schwächeren Schülerleistungen nieder.“
Die neue NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will Personalengpässe an Schulen in Nordrhein-Westfalen dennoch mit Fachkräften aus der Wirtschaft überbrücken. Unternehmer sollten zeitweise Mitarbeiter für einzelne Unterrichtsstunden zur Verfügung stellen, sagte sie am Samstag der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Der Personalnotstand in den sogenannten MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sei so groß, dass man alle Ideen in Betracht ziehen müsse.
Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt forderte mehr Geld vom Bund. Bereiche wie die Digitalisierung oder der Ausbau der Ganztagsschulen ließen sich nicht ohne stärkere Kostenbeteiligung des Bundes stemmen, so die SPD-Politikerin. „Länder und Kommunen sollten daher auch im Bildungsbereich deutlich besser unterstützt werden.“
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