„Ich bin Volontärin! Hurra!!!! ;-))))“

JUGENDMEDIENTAGE An diesem Wochenende zeigt sich in Hamburg wieder einmal die Anziehungskraft des Journalismus auf junge Menschen. Der Einstieg ist leicht, die Entlohnung aber oft miserabel

„In keiner Branche wird so früh und so gezielt gefördert“

FABIENNE KINZELMANN, STUDENTIN UND NACHWUCHSJOURNALISTIN

VON DANIEL BOUHS

„Mr. Tagesthemen“ hat sich angekündigt und will über „Greenpeace for the Mind“ reden, den Kampf gegen die Umweltverschmutzung im Kopf, an der auch Journalisten in der immer kürzer getakteten Welt leiden. Ulrich Wickert wird heute in Hamburg erwartet. Gleich mehrere Hundert Schüler und Studenten kommen zu den Jugendmedientagen zusammen, der Branchentreff des journalistischen Nachwuchses ist.

Dumpinglöhne

Etwas mit Medien zu machen, scheint für viele junge Menschen also noch immer eine Option zu sein – Krisengerede hin oder her. Am Wochenende lassen sich die Teilnehmer jedenfalls nicht nur von den Profis berieseln. Die dpa zeigt ihnen, wie das mit Nachrichten im digitalen Zeitalter funktionieren soll. Redakteure der Neon basteln gemeinsam mit ihnen eine kleine Ausgabe. Und auf Podien wird über Dauerbrenner wie „Wahrheit vs. Agendasetting“ diskutiert.

Auch Fabienne Kinzelmann will den Journalismus zu ihrem Hauptberuf machen. Die 20-Jährige hat das anstehende Wochenende mitorganisiert. „Ich zweifle nicht daran, dass ich einen Job im Journalismus finde, der mich fordert“, sagt sie. „Die finanzielle Perspektive macht mir dabei tatsächlich mehr Sorgen als die Joblage.“

Dumpinglöhne, Synergien und Arbeitszeitverdichtung sind Vokabeln, an die sich die Branche längst gewöhnt hat. An Grenzen ist Kinzelmann dennoch bislang nicht gestoßen. Sie berichtet von „ungewöhnlich leichten Einstiegsmöglichkeiten“, von Schülerzeitungen über Jugendredaktionen der Zeitungen bis hin zu Stipendien – all das hat sie selbst bereits mitgenommen.

„In keiner Branche wird so früh und so gezielt gefördert“, sagt die junge Frau, die mit 13 Jahren erste Zeilen in einer Zeitung veröffentlicht hat. Derzeit studiert Kinzelmann in Dresden Theologie und Philosophie. Sie war bereits Redakteurin des Jugendmagazins Spiesser und schreibt unter anderem für Spiegel Online. Ihr nächstes Praktikum wird sie zur FAZ führen, die Zusage ist da.

Fleiß scheint zu helfen, aber auch Lautstärke. Davon wiederum kann Maximiliane Rüggeberg ein Lied singen. Die 22-Jährige empörte sich in ihrem Blog über desaströse Erfahrungen mit Zeitungen. Die wollten sie zwar ausbilden, aber auch unterirdisch bezahlen. Ihre Geschichte erreichte letztlich den Chefredakteur des Nordbayerischen Kuriers. Der machte ihr ein Angebot, Rüggeberg twitterte: „Ich bin Volontärin! Hurra!!!! ;-))))“

Glauben hilft

Zum Oktober zog Rüggeberg also aus dem Ruhrgebiet nach Bayreuth und fühlt sich nun bei fairen Bedingungen „sehr wohl“, wie sie erzählt. An den Journalismus glaubt inzwischen auch sie wieder ganz fest und will „solange das Prinzip Tageszeitung funktioniert“, dabei sein.

Doch was, wenn sich die Zeiten ändern und Verlage einmal keine toten Bäume mehr bedrucken sollten? „Als Journalistin muss man eben flexibel sein“, sagt Rüggeberg. Volontariate seien deshalb längst crossmedial ausgerichtet. „Wenn die Aussichten im Print also zu schlecht werden, ist man fit genug, um im Online-Bereich einzusteigen.“

Wie Kinzelmann so treibt auch Rüggeberg einzig das Finanzielle um. Das mit dem Journalismus im Digitalen funktioniere „auf Dauer nur gegen Bezahlung, wenn wir nicht alle irgendwann ehrenamtlich arbeiten wollen“, sagt die Wahlbayreutherin. Mit ihren Sorgen sind die beiden nicht allein: Am Wochenende steht auch die Debatte „Wert der Medien“ auf dem Hamburger Programm.