Schachturnier für Kinder: Läufer schlägt Langeweile
Bei dem Denksport dreht sich alles um die wichtigen DWZ-Punkte vom Deutschen Schachbund. Dafür lassen Berliner Schüler auch mal die Ferien warten.
Endlich Ferien. Was für viele Kinder endlich mal nichts tun bedeutet, sieht Fabian anders. Der Zehnjährige sitzt wenige Stunden nach Zeugnisausgabe mit seiner Strubbelfrisur in einem stickigen Zimmer eines Kreuzberger Vereinshauses. Er starrt auf ein Schachbrett und knetet sein linkes Ohr.
Fabian ist eines von 52 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren, die ihre großen Ferien mit einem Schachturnier beginnen, dem Kreuzberger-Kinder-Sommerturnier. Das Besondere: Bei diesem Wettbewerb gibt es neben Sachpreisen im Wert von 400 Euro auch die im Schach begehrten DWZ-Punkte. Mit dieser Zahl bemisst der Deutsche Schachbund die individuelle Spielstärke.
„Jeder richtige Spieler hat eine Zahl, deswegen wollte ich auch eine haben“, sagt Fabian. Vergangenes Jahr hat sein Verein, der SC Kreuzburg, ihm den Wunsch erfüllt und das erste Mal ein Kinderturnier mit DWZ-Punkten veranstaltet.
Fabian hat jetzt eine Punktzahl von 1.088. „Das ist normal für ein Kind“, sagt er. Seine erste Partie gegen die sechsjährige Thao-Linh gewinnt er trotzdem deutlich. Mit einem Treppenmatt, wie Fabian erklärt: „Das ist, wenn zwei Türme den König matt setzen.“ Die Figuren bewegen sich dabei wie Füße beim Treppensteigen stufenförmig auf den gegnerischen König zu. Seine Gegnerin hatte die letzte halbe Stunde keine Chance mehr.
Neben Punkten gibt es natürlich auch Preise
„Kinder spielen immer bis zum Schluss“, sagt Brigitte Große-Honebrink vom SC Kreuzburg. Beim Verlust bestimmter Figuren würden Erwachsene längst aufgeben. An die Regeln halten, müssten sich aber alle: „Es gibt eine Stunde Bedenkzeit für jeden. Handys müssen aus sein.“ Bei einem Turnier sei ein Kind mal sauer ans Telefon gegangen und habe mit seiner Mutter geschimpft, weil es jetzt verloren hätte.
Über vier Tage spielt jedes Kind sieben Partien. Am Samstag werden dann vier Preise für das jeweils beste Kind unter 12, 10 und 8 Jahren und für das beste Mädchen verliehen. „Mädchen sind beim Schach leider noch sehr untervertreten“, sagt Große-Honebrink. Das Interesse sei einfach geringer, deshalb versuchten sie, Anreize zu schaffen. Fabian hingegen freut sich einfach auf die nächste Partie. Für ihn wäre das Turnier auch ohne Preis ein „super Start in die Ferien“.
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