Heute geht alles: Unter Leute
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Ein Klavier stand da, oft sogar ein Flügel und darauf ein Blumenstrauß: So waren früher Räume dekoriert, in denen Kunst gezeigt wurde. Festlich war es, alle Sinne anzusprechen. Dann erschien es eher sinnvoll, gegen den Lärm allgegenwärtiger Medien pure weiße Räume zur Konzentration anzubieten: Schwarz gekleidete Menschen klagten bei Weißwein über karge Bilder.
Heute geht alles, mit oder ohne Musik, Getränke und Tralala. Die Macher von Oel-Früh, die auch das Hinterzimmer im Restaurant des Kunstvereins bespielen, haben für ihre aktuelle Kooperation mit der Galerie Bräuning Contemporary im 1928 von Fritz Höger erbauten Leder-Schüler-Haus am Heidenkampsweg nostalgisch einen Text aus einem Lied der Schauspielerin, Chansonsängerin und Autorin Hildegard Knef ausgesucht: „Der Mensch muss unter die Leute“.
Käme es den elf beteiligten Künstler*innen näher, wenn der Satz gleich in „Die Kunst muss unter die Leute“ umgedeutet würde? Aber nein, zur Finissage am Sonntag (14–19 Uhr) werden sogar Songs der Knef live dargeboten. Und Imbiss und Getränke stehen auch bereit. „Der Mensch muss unter die Leute / er braucht sein Publikum / er wird erst, wo Gedränge herrscht / zum Individuum“.
Gedränge gab es diese Woche reichlich bei den Veranstaltungen zum Jubiläum der Kunsthochschule. Gleichwohl sind auch noch dieses Wochenende die Symposien und Ausstellungen, Führungen und Diskussionen zu empfehlen: Bis Sonntag die Absolventenausstellung mit rund 130 Arbeiten aus den Studienschwerpunkten Bildhauerei, Bühnenraum, Design, Film, Grafik, Fotografie sowie Malerei und zeitbezogene Medien im Hauptgebäude der HfbK am Lerchenfeld, in der Finkenau 42 die Ergebnisse des Festivals „ASA@work“ mit Künstlerinnen und Künstlern der 14 internationalen Partnerhochschulen der Art School Alliance und im Gebäude Wartenau 15 die Semesterabschlussarbeiten des Vorstudienprogramms „Artistic and Cultural Orientation“ für künstlerisch begabte Geflüchtete.
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