BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER SCHULNAMEN
: Warnung vor dem Klo-Griff

Zurückhaltend gibt sich Senatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) in der Namen-Frage: Wenn einige der neuen Oberschulen anders heißen wollen, dürfen sie das. Entsprechende Initiativen werden weder begrüßt noch behindert – sondern nur gebeten, auch an bedeutende Fraue zu denken.

Dafür gibt’s noch eine Handreichung mit verschiedenen Bremerinnen, von denen Ottilie Hoffmann die überraschendste und vorteilhafteste ist: Die Streiterin für Abstinenz trüge einer Oberschule als Patronin ein unüberbietbar cooles Kürzel ein.

Jürgens-Piepers Zurückhaltung ist klug. Denn es besteht kein Handlungsbedarf. Einerseits ist es kein Nachteil, wenn die Namen der Schulen auch die Anschrift verraten – und es liegt ja keine in der Hedwig Heyl- oder der Langemarck-Straße. Andererseits sind Namensgebungen Anlass sowohl für erbitterte ideologische Kämpfe als auch geläufige Bühne für einen beherzten Griff tief in die lokalhistorische Kloake. Nein, die Stadtteilschule an der Bergiusstraße darf ruhig nach dem Gründer des FC Bayern München heißen, Wilhelm Focke geht klar. Aber dass sich eine Grundschule nach einem fanatischen Antisemiten benennt, wie es Bürgermeister Smidt nun einmal war – das tut weh. Die armen Kleinen! Der einzige Trost: Der Schulnamen hat, erfahrungsgemäß, auf den Unterricht nur geringen Einfluss.