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OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals zeigt das Filmmuseum Potsdam eine kleine Hommage an den ursprünglich aus Ungarn stammenden Drehbuchautor Emeric Pressburger, der seine schönsten Filme zusammen mit dem britischen Regisseur Michael ­Powell in den 1940er Jahren schuf. Zu den besten Werken des Duos gehört „Black Narcissus“ (1947), in dem britische Nonnen unter Leitung von Schwester Clodagh (Deborah Kerr) in den Bergen des Himalaja eine Mission einrichten sollen. Doch sie scheitern an ihrer Aufgabe, weil sie die lustbetonte und lebensfreudige Umgebung nicht gewohnt sind und in ihre bisher farblose Welt plötzlich die satten Technicolor-Farben der tropischen Vegetation und der orientalischen Prunkgewänder einbrechen. Dass jene Nonne, die eigentlich einen Gemüsegarten anlegen soll, schließlich gesteht, dass sie lieber Blumen gepflanzt hat, gehört dabei noch zu den harmloseren Verirrungen (6. 7., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Ein künstlerisch ambitionierter Dokumentarfilm: In „1917 – Der wahre Oktober“lässt Regisseurin Katrin Rothe russische Künstler wie Sinaida Hippius, Maxim Gorki und Kasimir Malewitsch von den Monaten zwischen der Abdankung des Zaren und der Machtübernahme der Bolschewiki berichten. Deutlich wird dabei vor allem, dass die Künstler zwischen den Fronten stehen: Gegen das alte Feudalsystem sind sie alle, doch ihre Herkunft und ihr Individualismus machen eine Solidarisierung mit den bislang unterdrückten Volksmassen auch nicht einfach. Die Schriften der Künstler sind überliefert, in Szene gesetzt hat Rothe diese als Trickfiguren: ein Geschichtsbericht aus erster Hand über ein Leben zwischen Idealismus und schneller Desillusionierung (6. 7., 10. 7.–12. 7., 22 Uhr, Acud).

In Sachen Ästhetik und Erzählstruktur greifen die originellen und experimentellen Filme des kanadischen Regisseurs Guy Maddin oft auf die Filmgeschichte zurück. Seine Geschichten sind jedoch stets sehr persönlich, viele handeln von erotischen Fantasien und einer dominanten Mutter. Letztere darf auch in „My Winnipeg“ (2007) nicht fehlen, einer traumgleichen Dokumentation über Maddins Heimatstadt, die eine Handlung um einen jungen Mann, der vergeblich versucht, der kalten Stadt zu entfliehen, mit äußerst kuriosem Sportwissen und anderen zweifelhaften „Fakten“ verbindet. Stilistisch orientiert sich Maddin am expressionistischen Horrorfilm und dem Film noir: Ann Savage, die Hauptdarstellerin aus Edgar Ulmers fatalistischem Noir-Klassiker „Detour“, hat einen ihrer letzten Auftritte (OmU, 9. 7., 20 Uhr, Arsenal).

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