Portrait: Ein stiller Mann in Rom
Papst Franziskus agiert in der Personalpolitik des Vatikan gern so, wie man im Ruhrpott Fußball spielt: Wenn du gefoult wurdest, so lautet eine ungeschriebene Regel auf dem Rasen, merke dir die Rückennummer des foulenden Gegenspielers – und warte, bis der Schiri nicht mehr schaut. So ähnlich hat es der Pontifex Maximus mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller gemacht: Der Leiter der Glaubenskongregation in Rom hatte Franziskus so oft gefoult, dass er jetzt einfach seine Amtszeit nicht mehr verlängerte, was sehr unüblich ist. Und das, als so gut wie niemand, auch nicht in der Kurie, dies überhaupt als Möglichkeit im Blick hatte.
Der Nachfolger Müllers steht auch schon fest: Es ist der spanische Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer, meist nur kurz: Luis Ladaria genannt. Der Jurist war bisher die Nummer zwei der Glaubenskongregation. Der 73-jährige Jesuit gilt als gemäßigt konservativ, ist aber theologisch der Linie des Papstes viel näher als Müller, der übrigens vier Jahre jünger ist als Ladaria. Während der eitle und in fast allen Fragen reaktionäre Müller meist hintenrum die öffnende Kirchenpolitik von Franziskus hintertrieb, gilt der zurückhaltende und stille Ladaria als loyal und reformbereit.
Ladaria wurde in Manacor auf Mallorca geboren und hat eine ordentliche Kirchenkarriere hingelegt. Als Professor der Theologe hat er sich vor allem in der Päpstlichen Universität Gregoriana einen Namen gemacht, später wurde er Generalsekretär der Internationalen Theologenkommission. Studiert hat er unter anderem in Frankfurt am Main, am dortigen Jesuitenkolleg. Ladaria spricht recht gut Deutsch. Als wichtige Lehrer nennt er ausgewiesene Konziltheologen. Auch das spricht dafür, dass ihm eine reaktionäre Kirchenpolitik fremd ist.
In theologischen Fragen gilt Ladaria als wichtiger Berater des Papstes. Interessant dürfte werden, wie der Spanier ein heißes Thema bearbeitet, das ihm Franziskus schon vor zwei Jahren übertragen hat: Ladaria leitet eine Kommission zum Frauendiakonat. Von Ladarias Votum könnte abhängen, ob der Papst den Weg zum Diakonat der Frauen frei macht. Es wäre eine Revolution in der Weltkirche. PHILIPP GESSLER
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