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Eine Woche

Gipfel Sie kommen, um die Welt zu verändern: Präsidenten und Protestierende. In den nächsten sieben Tagen schaut alles nach Hamburg. Die taz ist dabei

Foto: picture alliance (Montage: taz)

Das geht ja gut los. Keine fünf Minuten in Hamburg, schon steht man mitten im ersten Polizeieinsatz. Eine Hundertschaft in Schwarz demonstriert am Donnerstagabend durch den Sprühregen im Schanzenviertel. Es folgt eine kleine Demo. Dann eine weitere Hundertschaft. Eine lange Reihe blau blinkender Polizeifahrzeuge wartet an der Ecke, Wasserwerfer, Räumpanzer. Drei Straßen weiter noch zwei Wasserwerfer. Krankenwagen. Noch mehr Blaulicht. „Ganz Hamburg hasst die Polizei“, ruft das kleine Grüppchen der ebenfalls weitgehend schwarz gekleideten Demons­tranten. Und dann immer wieder: „Eine Woche! Eine Woche!“ In Hamburg.

Was wird das für eine Woche, die die Welt verändern soll? Bei der US-Präsident Donald Trump erstmals nach Deutschland kommt, dazu der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und die übrigen Staats- und Regierungschefs der G-20-Staaten, Tausende Vertreter von NG0s, 70 Polizeipferde und Demonstranten aus aller Welt?

Es ist noch gar nicht lange her, dass die sozialen Bewegungen die Treffen der Mächtigen für sich entdeckt haben: Als Ort der Behauptung, dass eine andere, bessere Welt möglich ist. Hunderttausende kamen deswegen etwa im Jahr 2001 nach Genua. Die Gipfelproteste brachten eine ganze Generation neuer NGOs hervor. Sie gingen gegen die Weltbank und den Währungsfonds, gegen die EU, vor allem aber gegen die G 8 auf die Straße, den elitären Club der Industriestaaten. Die G-20-Treffen haben keinen interessiert. Die meisten wussten nicht einmal, dass es überhaupt stattfand.

Heute ist es genau umgekehrt. Und das ist auch gut so. Die Koordinaten der Welt haben sich verschoben. Eine globale Agenda ohne Staaten wie Brasilien, Mexiko, Indien oder China setzen zu wollen, ist sinnlos und wird kaum mehr ernsthaft versucht. Die Welt von heute hat viele Pole hat, die von morgen erst recht. Das Grundproblem dieser Zirkel der Staatenlenker aber bleibt dasselbe: Wenn sie entscheiden, sind weite Teile der Menschheit nicht repräsentiert.

Der einzige Grund für die Aufregung ist das nicht. Die G 20 stehen für freien Handel und freie Märkte. Dass diese auch demokratische Freiheiten nach sich ziehen, ist der liebste Glaubenssatz aller Marktwirtschaftsfans. Manche Vertreter der G 20 bemühen sich nach Kräften, das Gegenteil zu beweisen: Trump und Putin, Erdoğan und der saudische König al-Aziz – sie stehen für eine autoritäre Wende, für den Abbau demokratischer Rechte und auch für Krieg.

In ihren Ländern sind Proteste gegen ihre Politik meist schwieriger möglich als in Hamburg. Das erste Zusammentreffen dieser Politiker überhaupt lädt die Stimmung in der Stadt auf. Es gibt Demoverbote, Hausdurchsuchungen, den größte Polizeieinsatz aller Zeiten. Zehntausende Protestierende wollen trotzdem kommen, den G 20 entgegenhalten, dass alles auch ganz anders sein könnte. Wir sind gespannt – und berichten ab heute auf täglich acht Sonderseiten und online aus Hamburg vom Gipfel und den Protesten.

Gereon Asmuth, Christian Jakob

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