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Exzellentes Experiment

Männerfussball Das Perspektivteam von Bundestrainer Joachim Löw übertrifft bereits alle Erwartungen und strebt nun nach dem ganz großen Coup

Den Blick ganz nach oben: Timo Werner (l.) im Sprintduell Foto: reuters

BERLIN taz/dpa | Alles ist möglich. In der Vorbereitung auf den Confed Cup wurden die Nachwuchskräfte von Bundestrainer Joachim Löw für solche Einschätzungen noch belächelt. Doch mit dem Einzug ins Halbfinale am Sonntagabend durch den 3:1-Erfolg gegen Kamerun scheinen dem vermeintlichen deutschen Verlegenheitskader tatsächlich alle Optionen offenzustehen. „Wir wollen noch nicht so vermessen sein und sagen: Wir wollen jetzt das Turnier gewinnen. Aber wir sind nicht hier, um zu sagen: Zweiter, Dritter oder Vierter zu werden reicht uns“, verkündete Timo Werner, der gleich doppelt gegen den Afrikameister getroffen hatte. „Das nächste Ziel ist, das Finale zu erreichen.“

Der Gruppensieg, den Löw mit seinem Perspektivkader mit nur drei Weltmeistern von Brasilien 2014 als „etwas Außergewöhnliches“ pries, ersparte dem DFB-Tross den Reisestress eines erneuten Umzugs von Sotschi nach Kasan. Hinzu kommt: Statt Europameister Portugal mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo schon im Halbfinale zu begegnen, geht es nun gegen Mexiko, die vermeintlich leichtere Aufgabe. Von einer Favoritenrolle wollte Löw freilich nichts hören: „Mexiko ist eine sehr unangenehme Mannschaft mit vielen wendigen, technisch guten Spielern, die extrem laufstark sind.“

Egal, Löws Confed-Cup-Experiment ist ja schon jetzt aufgegangen. Während die Weltmeister Boateng, Kroos, Özil und Khedira Urlaub machen, drängt sich nun schlagkräftige Konkurrenz für die WM 2018 auf. Spieler wie Werner, Leon Goretzka oder Niklas Süle konnten bislang überzeugen. „Ich bin wirklich stolz auf die Jungs, wie sie das in den ersten drei Spielen gemeistert haben“, lobte Löw am Sonntagabend im Olympiastadion von Sotschi nach seinem 100. Sieg im 150. Spiel als Bundestrainer.

Gegen Kamerun schickte Löw auch noch die letzten vier Feldspieler ohne Turniereinsatz auf die große Bühne. Kerem Demirbay war sogar derjenige, der das vor der Pause gehemmt und verkrampft wirkende Team auf Siegkurs brachte. „Mein Tor war die Erlösung für unser Spiel“, sagte Demirbay nicht ganz unbescheiden. Der Hoffenheimer erzielte mit einem fulminanten Distanzschuss gleich sein erstes Länderspieltor.

Der Endspielort Sankt Petersburg ist nun die Endstation Sehnsucht für diesen Turniersommer. Löws grandiose Serie hat gehalten: Seit er 2004 als Trainer zum DFB kam, erreichte die Nationalelf bei nun acht Turnieren immer mindestens das Halbfinale. Der 57-Jährige dankte den engsten Vertrauten wie Manager Oliver Bierhoff, Torwartcoach Andreas Köpke, Chefscout Urs Siegenthaler oder dem früheren Assistenten Hansi Flick, aber auch dem Verband und dem aktuellen Betreuerstab. Der größte Dank aber ging an die 120 Spieler, die er in elf Jahren einsetzte. „Sie haben es mit guten Leistungen, viel Einsatz und einer guten Einstellung geschafft, dass wir so viele Siege und Erfolge erreicht haben“, erklärte Löw.

Gegen Kamerun schickte Löw auch noch die letzten vier Feldspieler ohne Turniereinsatz auf die große Bühne – wieder mit großem Erfolg

Der von ihm in Russland zum Stammtorwart beförderte Marc-André ter Stegen blickte indes nach vorn: „Wenn man so ein Turnier spielt, dann möchte man nicht einfach nur dabei sein. Wir haben jetzt eine gute Möglichkeit gegen Mexiko.“

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