: No Woman, No Cry
Krista Sager tanzt Reggae ohne Angela Merkel, aber nicht auf Jamaika: GAL bereitet sich auf Opposition im Bund und Regierung in Hamburg vor
Von Sven-Michael Veit
Die Grünen werden, versichert Krista Sager, „nicht das Trittbrett sein für den Lebenstraum der Angela Merkel“, und die Mitgliederversammlung der Hamburger Grünen jubelt. Und als die Spitzenkandidatin der GAL hinzufügt, zu den Jamaika-Planspielen der Möchtegern-Kanzlerin falle ihr „nur der alte Song von Bob Marley ein: ‚No Woman, No Cry‘“, tost Gelächter durch die Aula der Grundschule Bei der Katharinenkirche in der Altstadt. Eine schwarz-gelb-grüne Koalition sei, stellen auch alle anderen klar, die das Wort ergreifen am Mittwochabend, „kein Thema“.
Und Sager hat dafür auch Argumente. Sämtlich laufen sie darauf hinaus, dass Union und FDP den Grünen „keine Angebote“ machen könnten. Zum Beispiel den Verzicht auf den Ausstieg aus dem Atomausstieg: „Dafür haben die keine Mehrheit bekommen bei der Wahl“, sagt Sager und folgert: „Die können uns nicht etwas anbieten, was sie gar nicht haben.“ Eine Koalition mit Union und FDP sei deshalb „keine Perspektive für uns“, erklärt Sager und bekräftigt: „Wir wollten Merkel und Westerwelle verhüten, und das gilt weiter.“
Gesprächen würden die Grünen sich zwar nicht verweigern. Schließlich sei das Wählervotum „ernst zu nehmen“. Allerdings sei da, räumen Sager und Parteichefin Anja Hajduk, die auf Listenplatz 2 ebenfalls erneut ein Bundestagsmandat erringen konnte, freimütig ein, ein gutes Stück Polittaktik mit im Spiel.
„Vor kurzem waren wir Grüne für die noch die Bremser der Nation“, höhnt Hajduk, „jetzt loben sie unsere Kompetenz in der Wirtschafts- und Finanzpolitik.“ Das dürften Schwarze und Gelbe ruhig weitermachen, „das wird uns helfen bei den Landtagswahlen vor allem in Süddeutschland“.
Doch der Blick der beiden GAL-Frontfrauen richtet sich bereits auch wieder auf den Norden. Bei der nächsten Bürgerschaftswahl in Hamburg im Februar 2008 würden „die Grünen entscheiden, wer hier regiert“, prophezeit Hajduk. Zwar gebe es „jetzt nur eine Machtoption für uns“, Rot-Grün nämlich, „in der Zukunft aber nicht mehr“. Deshalb sei es „strategisch“ wichtig, aus der Opposition im Bund heraus „die Meinungsführerschaft“ anzustreben in Bereichen, wo die Fachkompetenz der Grünen noch weithin bezweifelt werde. „Wirtschaft und Arbeit, Finanzen und Steuern“, glaubt die Haushaltsexpertin, ergäben in Ergänzung zu „unseren Kernkompetenzen Ökologie, Bildung und Soziales“ den Themenmix, mit dem Wahlen zu gewinnen seien.
So könne, findet auch die GAL-Fraktionschefin in der Bürgerschaft, Christa Goetsch, „ein noch klareres grünes Profil im Bund und in Hamburg“ erreicht werden, und zwar auch, wie der Abgeordnete Farid Müller fordert, „in Abgrenzung zur SPD“.
Allerdings müsse das alles künftig wohl ohne Joschka Fischer erreicht werden, der noch am Samstag vor der Wahl den Gänsemarkt füllte. Das werde „eine große Veränderung“ sein, sagt Sager: „Wir werden uns ohne Polit-Star behaupten müssen.“