schaut sich in den Galerien von Berlin um

Meike Jansen

Kohle, das vielbesungene schwarze Gold – ob in der Thatcher Ära im wohl elegantesten Outfit dank Spandau Ballets „Gold“ in den Popolymp aufgestiegen oder als kämpferische Zustandsbeschreibung US-amerikanischer Kohlegrubenarbeiter während des 2. Weltkriegs in „Sixteen Tons“ immer wieder neu interpretiert, ist Kohle schlichtweg mehr als ein schnöder Brennstoff. An ihr lassen sich Kultur- und Wirtschaftgeschichten der verschiedensten Epochen und Kontinente auf vielerlei Ebenen ablesen. Für den Künstler und Filmkurator Florian Wüst ist das schwarze Gold die Quelle einer performativen Lecture. Anhand von historischen und zeitgenössischen Experimental-, Dokumentar- und Industriefilmen wie Kurzfilmen, reflektiert er das moderne Leben um den Stoff, aus dem Diamanten wie zarte Skizzen entstehen. Währenddessen entwickelt Wüst seinen ganz eigenen zeichnerischen Kommentar in und zu der Ausstellung „Schwarze Löcher“ von Ulrike Mohr. Malerisch teilt er Mohrs Faszination von den Energien der Dinge und deren Materialisierungen in kleinen schwarzen Bröckchen und dunklen Flächen. Glücklicherweise erspart uns auch Ulrike Mohr jegliche esoterische Perspektive und entwirft eine alchemistisch anmutende Produktionsststätte, die nur so vor Wissen und Spekultionen brodelt. (Heute, 19 Uhr, Eintritt frei, Espace Surplus, Linienstraße 131). Deutliche Missklänge sind am Samstag im West Germany zu erwarten. In der Tradition der Nachwendezeit und der Popkultur der Achtzigerjahre, verschmelzen hier audiovisuelle Installatiotionen zu einer sich überlagernden akkustischen Landschaft. Ausgehend von den Vinylscheiben dreier Bands, deren Hüllen auf Sockeln präsentiert und zeitgleich abgespielt werden, entsteht eine Kakofonie, die in den gekachelten und gebrochenen Räumen in vielen Farben schimmern wird. Ab 21 Uhr treten die KünstlerInnen dann selbst in Aktion und das sind immerhin niemand Geringeres als The B-Men (Marc Bijl / Manfred Puckl / Andreas Schlaegel / Marcus Sendlinger), Dangerpony (Laura Bruce / Matthias Hermann / Laurent Lavolé / Nico Petidan / Ansgar Tappert) und Da Eat (Stefan Pilger / Phillipp Zaiser / Thomas Zipp). Also allesamt Bands von und mit ProtagonistInnen aus den Kunstszenen. Musikalisch ist experimentell Lärmiges, Punkiges wie Rockiges zu erwarten und Spaß wird das Experiment, das sich Laura Bruce und Valeska Hageney einfallen lassen haben, ohnehin bringen. Rechtzeitiges erscheinen dürfte an diesem Abend von Vorteil sein. (Missklang, Samstag, 17. November, ab 19 Uhr, Eintritt: 7 Euro, Skalitzerstr. 132)