Tour d’Afrique de l’Ouest:
Amazones d’Afrique: (Real World)
Demonstration weiblicher Stärke
„Les Amazones d’Afrique“ sind eine weibliche All-Star-Band, die sich gegen Gewalt gegen Frauen engagiert. Zu den etablierten „Amazonen“ zählen die Afropop-Queen Angelique Kidjo aus Benin sowie aus Mali die Griot-Sängerin Kandia Kouyaté und Mariam Doumbia vom Duo „Amadou & Mariam“. Mit der nigerianischen HipHop-Musikerin Nneka, der Rapperin Mariam Koné und anderen haben sie sich zum generationenübergreifenden Groove-Konglomerat vereint. Auf ihrem Album streifen sie durch ein stilistisches Labyrinth aus Afrofunk und Soul und gönnen sich Ausflüge in Rock, Reggae und Soul, die mit einer feinen Prise an Elektronik-Effekten abgerundet werden. Den elegant flirrenden Soundteppich zu dieser Demonstration weiblicher Stärke und Solidarität hat ihnen der irisch-französische Produzent Liam Farrell alias Doctor L ausgebreitet. Mit einer EP, einer Europatournee und einer Crowdfunding-Kampagne sammelten die „Amazonen“ bereits Geld, um im Kongo ein Krankenhaus und eine Stiftung zu finanzieren. Sie helfen mehr als 40.000 Frauen und Mädchen, von denen die Hälfte Opfer sexueller Gewalt wurden. Das Album soll helfen, diese Arbeit weiter zu unterstützen.
M: Lamomali (Wagram/Indigo)
Verliebt in Bamako
Der Rocksänger und Gitarrist Mathieu Chedid ist in Frankreich eine große Nummer, der Buchstabe „M“ sein Pseudonym. Mit seinem Album „Lomomali“ liefert er eine Liebeserklärung an die Musikszene Malis und dessen Hauptstadt Bamako ab. Zusammen mit Toumani Diabaté, einem international umtriebigen Großmeister an der westafrikanischen Kora-Langhalslaute mit dem Kürbisbauch und lokalen Impresario, sowie dessen Sohn Sidiki hat er im Studio eine illustre Riege von Musikern um sich versammelt, um seine Sound-Ideen umzusetzen. Eine tragende Rolle spielte die Sängerin Fatoumata Diawara, mit der sich M mehrere Duette gönnt. Das Ergebnis ist eine glamouröse, glitzernde Synthese aus Disco-Funk, Griot-Gesang und den pentatonischen Kaskaden der Kora, voller Wortspiele und musikalischem Witz. Im Titelsong reimt sich „Anomali“ auf „Ame du Mali“ (Seele von Mali“), und in Bal de Bamako beschwört der Rapper Oxmo Puccino das Leben in den Kapitalen Bamako und Paris, die beide vom Terror heimgesucht wurden. „Lamomali“ feiert die Menschen, die Musik und die ungebrochene Lebensfreude in Mali.
Orchestra Baobab: Tribute to Ndiouga Dieng (World Circuit)
Eleganz alter Schule
Ndiouga Dieng war einer der Sänger des Orchestra Baobab aus dem Senegal, er verstarb im vergangenen Jahr. Er ist nicht der Einzige aus der Originalbesetzung, der fehlt: Der Gitarrist Barthelemy Attisso geht heute lieber seinem Beruf als Rechtsanwalt nach, als noch einmal auf der Bühne zu stehen. Nach fast einem halben Jahrhundert sind ein paar personelle Veränderungen aber entschuldbar, zumal sich das Orchestra Baobab seinen charakteristischen Stil bewahrt hat. 1970 in Dakar gegründet, um afrokubanische Rumba auf westafrikanische Weise zu interpretieren, feierte die Band vor zehn Jahren ein fulminantes Comeback. 1987 hatten sich die Mitglieder in alle Richtungen verstreut. Doch weil die Wiederveröffentlichung ihres Erfolgsalbums „Pirate’s Choice“ 2001 so viel Resonanz fand, kehrte man wieder ins Studio zurück und gab weltweit Konzerte. Nach einer langen Pause von zehn Jahren liegt jetzt wieder ein neues Baobab-Werk vor. Die Fans von samtigem Gesang, süffiger Tanzmusik und westafrikanischer Eleganz alter Schule werden nicht enttäuscht.
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