: Seemannsmissionen brauchen mehr Geld
Schifffahrt Obwohl die Aufgaben der Seemannsmissionen zunehmen, erhalten sie immer weniger Geld – Schuld daran ist auch die Schifffahrtskrise
Knappe Finanzen und ein steigendes Maß an Bürokratie erschweren zunehmend die Arbeit der christlichen Seemannsmissionen in Westeuropa. In den Häfen müssten sich die Hauptamtlichen immer öfter um Sponsoring, Spenden-Akquise und Managementfragen kümmern, bilanzierte die Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission, Heike Proske, am Freitag nach einer mehrtägigen internationalen Konferenz in Bremerhaven. Darunter leide die Basisarbeit.
In Bremerhaven hatten sich Delegierte aus 16 Häfen entlang der Nordseeküste und des Ärmelkanals von Hamburg bis zum französischen Le Havre getroffen, um über aktuelle Themen und eine verstärkte Zusammenarbeit zu reden. Die knappen Finanzen resultieren Proske zufolge aus sinkenden kirchlichen Zuschüssen und rückläufigen freiwilligen Abgaben der Reeder, die pro Schiff geleistet werden. Hintergrund für diese Entwicklung sei die weltweite Schifffahrtskrise, die seit 2008 andauere. Allein bei der Deutschen Seemannsmission seien die freiwilligen Reederabgaben im vergangenen Jahr „dramatisch eingebrochen“, sagte Proske dem epd. Hilfreich ist ihren Angaben zufolge eine Änderung im deutschen Seearbeitsgesetz: Anfang 2016 wurde die bis dahin projektorientierte Bezuschussung der Seemannsmissionen im Inland durch den Bund auf eine dauerhafte institutionelle Förderung umgestellt. Das seien jährlich 500.000 Euro, sagte Proske.
Um der Finanznot zu begegnen, haben die Seemannsmissionen in den zurückliegenden Jahren die ehrenamtliche Arbeit gestärkt. Das allerdings führe dazu, dass Seemannsdiakone und -pastoren selbst seltener an Bord kämen, hieß es. Absehbar sei zudem, dass gleichzeitig aufgrund der weiter wachsenden Schifffahrt die Aufgaben der Seemannsmissionen zunehmen.
Die Vertreter der Seemannsmissionen, die sich in Bremerhaven getroffen haben, gehören zur Westeuropa-Konferenz der International Christian Maritime Association (ICMA). Dazu zählen derzeit eigenen Angaben zufolge 526 Stationen mit 927 Seelsorgern für Seeleute in 126 Ländern auf allen Kontinenten der Erde.
Als Non-Profit-Organisationen kümmern sich die Mitglieder der ICMA um die Seelsorge von Seeleuten auf Handelsschiffen sowie Fischerei- und Fahrgastschiffen. Ziel ist es, das geistige, soziale und materielle Wohl der Seeleute zu fördern und Not zu lindern. (epd)
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