: KUNST
KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um
Das Theater als Inszenierungsraum findet mitsamt seiner Bildsprache immer wieder Eingang in Zanele Muholis Arbeit – auch als Metakommentar auf die Fotografie. Während des „On Fire“ Tanztheater-Austauschs zwischen dem Berliner Dorky Park Ensemble und Tänzer_innen aus Südafrika performte Muholi 2014 auf der Bühne eine Fotografin, die ein Model immer aggressiver zu Posen animiert, bis man wünscht, das so angerufene Objekt würde ihr die Kamera aus der Hand reißen. Beim Gallery Weekend agierte Muholi selbst, als die Fotografierte: WNTRUP zeigt die Selbstporträtserie „Somnyama Ngoyama“ („Heil der Schwarzen Löwin“), die Muholi zwischen 2015 und 2016 in Südafrika, Europa und den USA geschossen hat, erstmals in Deutschland. Sie reinszeniert via Aufhellungs- und Verdunklungstechniken, Schminke und Perücken unter anderem das rassistische Blackfacing-Repertoire der US-amerikanischen Minstrel-Theatertradition, stellt den ethnologisch-kolonialen Blick, der Teil der Kulturgeschichte der Fotografie ist, via Head-Shots aus und verknüpft ihn mit bis heute tradierten Konventionen der Darstellung Schwarzen Körper in den Medien: Gesicht hinter Maschendraht, Cola-Dosen-„Recycling“-Kunst à la Expo. Statt Halsketten hängen ihren Figuren Verlängerungskabel um den Hals, auf „Namhla at Cassilhaus“ wird es via Headphones und einer Art Helm afrofuturistisch. Mit Rettung in den Eskapismus hat das aber wenig zu tun (bis 17. 6., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 91).
Sich in Sicherheit wiegen – auch bei Miguel Rothschild ein eindeutig zerbrechliches Bedürfnis. Als Teil des Best-of ihrer Künstler_innen zeigt die Galerie Kuckei + Kuckei zwei neue Arbeiten Rothschilds: „Black Sea III“ und „La noche que vió las estrellas, 15. März 2017“. Die C-Prints unter Sicherheitsglas zeigen das Meer und die Sterne als Dopplung: einmal als Fotografie und einmal auf dem Bildträger. Rothschild hat die Glasabdeckung dem Verlauf der unterliegenden Formationen folgend bearbeitet, eingeschlagen, behämmert. Die resultierenden filigran und wellenförmig verlaufenden Risse (Meer) und die zu allen Seiten auskragenden Einschlaglöcher (Sterne) verharren in einem merkwürdigen Schwebezustand, zwischen Kopie und drohendem Zusammenbruch. Auch Lilly Lulay benutzt so einen Schutzstoff: Neopren. Darauf druckt sie Digitale Collagen und knüllt diese für „They were here #7“ regelrecht in den Rahmen hinein. Bis sich in diesem zusammengefalteten Zustand poröse Sollbruchstellen von selbst im Material bilden, ist nur eine Frage der Zeit (voraus. bis 13. 5., Di.–Fr., 11–18, Sa. 11–17 Uhr, Linienstr. 158).
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