Wolfgang Gast Leuchten der Menschheit : Die Mutter aller Bomben
Korrekt ausgeschrieben steht die Abkürzung MOAB für Massiv Ordnance Air Blast. Durchgesetzt hat sich jedoch die Bezeichnung „Mother of all bombs“.
Am Gründonnerstag nun erfolgte erstmals der Abwurf der größten nichtatomaren US-Bombe in Afghanistan auf einen Tunnelkomplex des sogenannten Islamischen Staates im Bezirk Achin. Die Bombe habe 92 IS-Kämpfer getötet, sagte der Gouverneur des Bezirks Achin in der Provinz Nangarhar, Esmail Schinwari, der Nachrichtenagentur AFP. Er versicherte, es seien keine Zivilisten und keine Militärangehörigen getötet worden, Tausende Familien seien in den vergangenen Monaten vor den Kämpfen geflohen.
Die Mutter aller Bomben hat es in sich: Sie enthält 8,48 Tonnen Sprengstoff und entwickelt eine nominelle Sprengkraft von 11 Tonnen des herkömmlichen Sprengstoffs TNT. Sie wird aus einem Transportflugzeug aus großer Höhe abgeworfen und mittels GPS ins Ziel gesteuert. Ihr Stückpreis soll bei rund 16 Millionen US-Dollar liegen.
Anwohner hätten berichtet, schrieben die Agenturen, dass der Boden beim Einschlag wie bei einem Erdbeben gezittert habe. Menschen seien ohnmächtig geworden. US-Präsident Donald Trump sprach von einer „sehr, sehr erfolgreichen“ Mission. Während der frühere US-Präsident Barack Obama dem Luftkrieg mit unbemannten Drohnen den Vorrang gab, setzt sein Nachfolger nun auf den Donnerhall gewaltiger Waffen.
Die fragwürdige Botschaft
Der Präsident wollte wohl auch nicht nur Terroristen töten. Er wollte darüber hinaus mindestens fünf Regierungen beeindrucken: die syrische, iranische, russische, chinesische und nordkoreanische nämlich. Seht her, so seine Botschaft, ich bin der Herr der stärksten Armee der Erde. Und ich scheue mich nicht, sie auch einzusetzen.
Wer mehr über die Psyche des Präsidenten erfahren will, dem sei das jüngste Buch des Pulitzerpreisträgers David Cay Johnston „Die Akte Trump“ (Ecowin Verlag, 2016) ans Herz gelegt. Das Buch zum Vater aller Präsidentschaftskandidaten sozusagen.
Aber so spektakulär die technischen Daten der Superbombe auch klingen, so fragwürdig ist ihre Botschaft. „Der Einsatz kann auch ein Indiz der Verzweiflung im Kampf gegen den Islamischen Staat sein“, heißt es dazu im Long War Journal (http://bit.ly/2opOGyk), einem Onlineportal, das nicht gerade durch Kritik am Militär auffällt.
Der Autor ist Redakteur der taz.
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