Aus für „Mr Clean“

Josefsson personifiziert doch nur die schizophrene Geschäftspolitik, die Stockholm von seinem Goldesel Vattenfall verlangt

Das von ihm geführte Unternehmen betreibt einige von Europas größten Dreckschleudern und Atomreaktoren, die für die gefährlichsten Störfälle der letzten Jahre verantwortlich waren. Lars-Göran Josefsson selbst aber wurde als „Mr Clean“ und 2005 vom US-Magazin Time als „europäischer Held“ gefeiert und von einer deutschen Kanzlerin zu ihrem Klimaratgeber ernannt. Mit Offenheit und Freundlichkeit konnte der Chef des Staatskonzerns Vattenfall diesen erstaunlichen Spagat jahrelang recht überzeugend durchhalten. Ein Jahr bevor er in den Ruhestand gehen sollte, will die schwedische Regierung ihn nun „in Kürze“ ablösen, wie sie und der Aufsichtsrat des Energiekonzerns am Freitag mitteilten.

Die Regierung kritisiert konkret eine von Josefsson unterzeichnete Haftungsverpflichtung für Unfälle in Vattenfalls norddeutschen AKWs Krümmel und Brunsbüttel als „nicht akzeptabel“. Danach muss der Mutterkonzern in letzter Instanz für alle Schäden haften. Die Regierung sei bisher davon ausgegangen, dass es nur eine Haftung für die deutsche Tochter Vattenfall Europe gebe. Die Forderung nach Josefssons Ablösung ist nach einigen Alleingängen verständlich, aber auch heuchlerisch. Personifiziert er doch nur die schizophrene Geschäftspolitik, die Stockholm von Vattenfall verlangt. So viel Profit wie möglich für die Staatskasse, auch wenn dafür in Deutschland Dörfer zerstört und Menschen zwangsumgesiedelt werden müssen. Das Image des Landes, als weltweiter klimapolitischer Vorreiter sollte nicht angekratzt werden. Ein unmöglicher Auftrag für den 1950 geborenen Ingenieur, der technische Physik studiert hat. Der einerseits das Kioto-Abkommen und die meisten Klimainitiativen für zu lahm hält, sich eine kohlefreie Zukunft aber nicht vorstellen kann. Und der fest an die Machbarkeit einer profitablen Technik zur Abscheidung und unterirdischen Lagerung von CO2 glaubt, während Pläne für eine auf Saharasonne gegründete Stromversorgung für ihn bloße Utopie sind.

Seine Karriere begann Josefsson beim Elektronikkonzern Ericsson. Er leitete die Radarabteilung, dann die Österreichgeschäfte und war Geschäftsführer des Rüstungskonzerns Celsius, bevor er 2000 zum Vattenfall-Chef ernannt worden war.

REINHARD WOLFF