LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Polemische Tendenz

betr.: „Die Errettung der Welt durch die Kunst“, taz v. 8./9. 4. 17

Über die polemische Tendenz des Beitrags war ich ziemlich entsetzt. Geradezu peinlich ist, dass die einseitige Kritik des Verfassers ganz offensichtlich darin begründet liegt, dass er eine andere politische Meinung hat als Beteiligte der Athener Documenta (zum Beispiel stört ihn deren Kritik an der deutschen beziehungsweise europäischen Sparpolitik in Griechenland).

Stattdessen hätte ich mir zumindest einen Hinweis darauf gewünscht, dass es das erste Mal ist, dass die Kasseler Documenta mit Athen kooperiert und was dies für die Griechen bedeutet. Mit Blick auf das breite internationale Publikum wäre außerdem mehr fachlicher Informationsgehalt und entsprechend differenzierte Kritik geboten gewesen.

Da ich die Athener Veranstaltung besuchen werde, wäre ich „meiner“ taz sehr dankbar, wenn derartiger Bedarf bei der weiteren Berichterstattung berücksichtigt würde.

JULIANE ECKHARDT, Geestland

Ein ideales Museum in Danzig

betr.: „Den Krieg so zeigen, wie er war“, taz vom 22. 3. 17

Der Zufall spielte mit: Am 23. März öffnete das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig, am 2. April konnten wir, 20 SchülerInnen der IGS Franzsches Feld aus Braunschweig und unsere Lehrer, uns ein eigenes Bild machen, seit dem 4. April steht fest, dass die Regierung der PiS das Museumskonzept ändern wird.

Wir hatten zusammen mit unseren polnischen Partnern in Stutthof gearbeitet, Vorträge an der Universität Elblag zum Thema gehalten und Ideen gesammelt, wie ein Museum zu dem Thema Zweiter Weltkrieg aussehen müsste. Wir haben unser ideales Museum gefunden: Nach drei Stunden Rundgang durch die Ausstellung waren wir alle sehr mitgenommen, nicht nur wir junge Deutsche, sondern auch die älteren Polen, die in sich gekehrt in der Halle schweigend auf den Bänken kauerten und mit den Tränen kämpften.

Im Zentrum des Museums steht der betroffene Mensch: Polen, Juden, russische Kriegsgefangene, Ausgebombte. Man erkennt den Krieg als Katastrophe für die Menschheit. Natürlich liegt der Fokus auf dem Leiden der Polen und dieses wird auch nicht dadurch relativiert, dass andere Nationen auch negative Erfahrungen gemacht haben.

Der Vergleich der totalitären Regime zeigte uns die besondere Situation Polens in der Zange zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion (beeindruckend der Korridor mit roten Hakenkreuzfahnen auf der einen und roten Hammer-und-Sichel-Fahnen auf der anderen Seite) und warnte uns vor Regimen, die einfache Antworten versprechen.

Wir danken den Kuratoren und vor allem Direktor Paweł Machcewicz für diesen beeindruckenden Abschluss unserer Studienfahrt. Wir nehmen mit, dass Polen ein tolles Land ist, nette Menschen uns begleiteten und dass es trotz der konservativen Regierung (die nach unseren Fragen keiner gewählt haben will) Streiter für eine wissenschaftliche und kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte gibt wie Herrn Machcewicz.

Und Dank an taz-Autorin Gabriele Lesser für den Tipp, das Museum zu besuchen! ASTRID SCHROBSDORF, Braunschweig

Leib-und-Magen-Blatt

betr.: „Nur ein beiläufiger Seitenhieb?“, taz vom 8./9. 4. 17

Über Ihren offenen Brief an Albrecht von Lucke war ich sehr überrascht. So dünnhäutig habe ich Sie in Ihren bisherigen Texten nie erlebt. Das Stichwort „Zentralorgan“ hat einen Nerv getroffen. Aber welchen? Dass die taz für das Zentralorgan der Grünen gehalten wird?

Und wenn schon, ich bin kein Grüner und lese die unterschiedlichen Bewertungen über die Grünen in der taz mit großem Interesse. Ich habe auch den Artikel von Herrn von Lucke in den Blättern für deutsche und internationale Politik gelesen und fand seine Analyse der Grünen sehr zutreffend. Da sind Sie, so glaube ich, nicht weit auseinander mit ihm.

Aber warum reagieren Sie so und bringen Begriffe wie Diffamierung und Lügenpresse in den Zusammenhang mit seinem Artikel? Meine Vermutung ist, dass es doch mehr mit der Meinungsbildung in der taz-Redaktion zu tun hat, als Sie zugeben. Das taz-Credo: Hier kann jeder die Grünen kritisieren, wie er/sie will, halte ich eh für eine schwierige Position.

Zum Schluss: Vielleicht halten Sie es mit einer Interpretation des Begriffs „Zentralorgan“, die ich im Internet gefunden habe: „Im übertragenen Sinne gebraucht wird der Ausdruck für ein Leib-und-Magen-Blatt einer bestimmten Gemeinschaft.“

HANS DUDDA, Dortmund

Engagierter Standpunkt

betr.: „Nur ein beiläufiger Seitenhieb?“, taz vom 8./9. 4. 17

Bettina Gaus gebe ich auf jeden Fall recht, allerdings solltet ihr auch bedenken, dass es in eurer Zeitung nicht nur guten, also kritischen Journalismus gibt, der sich auch gegen die eigene politische Richtung wendet, sondern auch guten, also parteiischen Journalismus, der für bestimmte Sichtweisen streitet.

Wenn es eine richtige Feststellung ist, dass die taz bestimmten emanzipativen Projekten (Grüne, Linke usw.) nahesteht, dann impliziert das für mich auch einen engagierten Standpunkt der Reporterin.

Natürlich kann das sogar bedeuten, für Schwarz-Grün zu streiten. Unreflektiert wirkt es freilich regelmäßig in den Elogen von Peter Unfried. Die lesen sich wie die Hofberichterstattung eines künftigen Regierungssprechers. PETER DAHLHAUS, Köln