Die Kunst des Überblicks

Neben dem Art Forum buhlen auch die Messen „Preview“ und „Berliner Liste“ sowie der 2. Kunstsalon um die Aufmerksamkeit der Kunstfans. Nicht leicht, sich zurechtzufinden

Die Masse der Exponate, Statements und Aktionen bleibt unüberschaubar

Wer in diesen Tagen auf den neuesten Stand in der aktuellen Kunst kommen möchte, wird es schwer haben. Obwohl auf insgesamt drei Messen und in einem Kunstsalon die Vielfalt an künstlerischen Strömungen zusammengefasst ist, bleibt die Masse der Exponate, Statements und Aktionen doch unüberschaubar. Neben dem 10. Art Forum als so genanntes „Must“ werden gleich auf zwei weiteren Messen – der „Preview“ und der „Berliner Liste“ – mehr als 80 Galerien mit Werken ihrer KünstlerInnen präsent sein – und mal mehr, mal weniger demonstrativ auch die entsprechenden GaleristInnen.

Die zweite Auflage der Berliner Liste findet diesmal im ehemaligen Vitra Design Museum statt. Etwa 40 Galerien, Editionen und Projekte stellen sich dort dem Publikum vor. Vom Stand der Galeristin Barbara Blickensdorf, die auch maßgeblich an der Videokunstausstellung „b4 play video“ im Art Center Berlin beteiligt ist, über eingesessene Händler wie Völker & Freunde bis hin zu Unbekannteren wie etwa der Internetgalerie janinebeangallery bietet die Liste eine breite Spanne sowohl an künstlerischen Konzepten als auch an wirtschaftlichen Herangehensweisen – wobei die Teilnehmer überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum kommen.

Die erstmalig stattfindende Preview, wie die Berliner Liste in Eigeninitiative von Berliner GaleristInnen organisiert, versteht sich als eine „neuartige, dynamische und außergewöhnliche Form von Kunstmesse“. Der Fokus liegt auf „emerging artists“ und dürfte mit angesagten ProduzentInnengalerien wie Amerika, jungen Galerien wie upstairs und etablierten Kunstvermittlern wie der Laura Mars Grp. oder Jette Rudolph zum Hotspot für SammlerInnen avancieren. In der Backfabrik, wo die Preview seit gestern gastiert, stammen ein Drittel der AusstellerInnen aus Ländern des alten und neuen Europas oder den USA. Gespannt sein darf man beispielsweise auf die Präsentation des Kurators Georg Weckwerth. Der in Berlin und Wien Ansässige betreibt in der österreichischen Hauptstadt seit zwei Jahren eine temporäre Galerie und wird, wie bereits 1996, im kommenden Jahr für das Klangkunstfestival sonambiente verantwortlich sein.

Zwischen diesen Messen wird der am Freitagabend startende 2. Berliner Kunstsalon in der Arena herausragen, bei dem sich nach dem Art Forum die größte Zahl an TeilnehmerInnen „prozesshaft“ und durchaus kritisch mit den Marktmechanismen auseinander setzt. Für den Event sind seit einiger Zeit Programme im Umlauf – einfach zu erkennen an zwei schwarzen Kreisen auf weißem Grund. Was zunächst ziemlich diffus wirkt, dürfte eine der lebendigsten Messen werden. In dem mit offeneren Kojen gestalteten Bereich werden sich mehr als 50 Kunstprojekte, junge Galerien, Initiativen und KünstlerInnengruppen überwiegend aus Berlin, verstärkt aus dem Osten Deutschlands, Reykjavík, Liverpool oder Warschau mit experimentelleren Ausstellungskonzepten darstellen.

Als ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes wird der Leiter des Kunstsalons, Edmund Piper, unter der Decke Werke seiner LieblingskünstlerInnen zeigen. Während des einwöchigen Kunstsalons finden täglich Performances, Partys, Vorträge und Diskussionen statt. Bei hoffentlich lauen Temperaturen wird man sich hier entlang der Spree zudem am Anblick der wohl farbenfrohsten Skyline Berlins erfreuen können. Wer will, kann hier aber auch mit den LeiterInnen der vier Messen am kommenden Mittwochabend darüber diskutieren, wie viele Messen diese Stadt eigentlich braucht. MEIKE JANSEN