heute in Bremen
: „Da wird bewertet“

Frauen Der Club „Business and Professional Women“ lädt zur Diskussion über Vereinbarkeit

Dagmar Geffken

:

60, ist Rechtsanwältin und Erste Vorsitzende des Clubs „Business and Professional Women Germany“ in Bremen

taz: Frau Geffken, der Veranstaltungstitel „Frauen, Führung, Werte, Zeit“ klingt sehr soft. Typisch Frauen?

Dagmar Geffken: Nein, das finde ich nicht.

Männner würden eine Podiumsdiskussion mit Führungskräften vielleicht nicht unter dieses Motto stellen.

Dafür können wir ja nichts, wenn Männer das nicht machen wollen.

Was ist in dem Kontext mit „Werten“ gemeint?

Frauen werden ja immer vor die Wahl gestellt: Einerseits der Beruf, andererseits die Kinder. Da wird bewertet. Aber die Frage ist doch: Soll man das überhaupt bewerten? Warum sollte man sich überhaupt entscheiden?

Haben Frauen in Führungspositionen es schwerer als andere?

Viele weibliche Führungskräfte wollen Kinder – und haben auch Kinder. Aber sie haben eine größere Problematik: Teilzeitarbeit geht in Führungspositionen nicht. Aber sie finden keine qualitative Betreuung für ihre Kinder.

Woran hakt es besonders?

Das ganze System ist nicht flexibel genug. Sehen Sie: Kinder werden in jedem Monat geboren, das Kindergartenjahr aber beginnt immer im August. Das heißt: Wenn die Elternzeit zu Ende ist, müssen viele noch Monate überbrücken, bis das Kind in den Kindergarten kann. Was machen die dann?

Wie stellen Sie sich eine qualifizierte Betreuung vor?

Es muss im Grunde eine Betreuung „from seven to eleven“, also von sieben Uhr morgens bis elf Uhr abends geben. Das heißt ja nicht, dass das Kind die ganze Zeit betreut wird. Aber dieses Zeitfenster muss es geben, das dann flexibel genutzt werden kann. In manchen Berufen müssen Sie früh anfangen, nehmen Sie mal die Krankenschwestern. Andere, gerade Führungskräfte, haben abends noch Sitzungen. Da gibt es aber momentan keine Betreuungsmöglichkeiten.

Arbeitgeber erwarten oft Flexibilität.

Genau. Und Frauen mit Kindern haben es besonders schwer, diese flexiblen Abläufe herzustellen. Da muss sich dringend etwas ändern, auch in den Rollenvorstellungen.

Ihre Referentinnen sind allesamt Führungskräfte und haben Kinder. Wie haben die das gemanagt?

Ganz unterschiedlich: Partnerschaftlich, mit Hilfe, ohne Hilfe. Aber genau darüber wollen wir ja heute Abend sprechen, deswegen verrate ich jetzt nicht zu viel.

Interview: KMS

19.30 Uhr, Schütting; Anmeldung unter www.bpw-bremen.de