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Ein Brandenburger kontrolliert den BER

BERRainer Bretschneider wird Chef des Aufsichtsrats. Auch ein Experte sitzt im Gremium

Seit Freitag kontrolliert ein Brandenburger die Berliner Flughafengesellschaft und deren neuen Chef Engelbert Lütke Daldrup. Auf der Aufsichtsratssitzung wurde der Flughafenkoordinator Brandenburgs, Rainer Bretschneider, zum neuen Chef des Gremiums gewählt. Zudem unterzeichnete der neue Flughafenchef seinen Vertrag. Der Arbeitsrechtler Manfred Bobke-von Camen wurde als Arbeitsdirektor in die Geschäftsführung bestellt. „Wir sind damit voll handlungsfähig“, sagte Bretschneider nach mehreren Personalwechseln in den vergangenen Wochen.

Nach dem Rückzug des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), von Kultursenator Klaus Lederer (Linke), Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und Lütke Daldrup aus dem Aufsichtsrat standen am Freitag auch die vier Berliner Aufsichtsratsposten zur Wahl. Während die Linke ihren Europastaatssekretär Gerry Woop und die SPD Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhoff in das Gremium entsandten, hatten die Grünen eine externe Lösung parat. Künftig soll der Projektmanager Norbert Preuss mehr Sachverstand in das Kontrollgremium bringen. Preuss hatte unter anderem den Bau des Münchner Flughafens in verantwortlicher Position begleitet. Damit haben die Grünen ihr Versprechen, keinen Politiker, sondern einen Fachmann in das Gremium zu schicken, umgesetzt.

Unklar ist, wer als viertes Berliner Mitglied in den Aufsichtsrat wechseln soll. Laut Bretschneider konnte der Name am Freitag noch nicht genannt werden, weil erst sein Arbeitgeber der Freistellung zustimmen muss. Der grüne Flughafenexperte Andreas Otto hofft, dass es sich ebenfalls um einen externen Experten handelt. „Zwei Externe und zwei Vertreter des Senats wären eine gute Mischung“, so Otto am Sonntag zur taz.

Bereits vor der Sitzung des Aufsichtsrats war bekannt geworden, dass die Abteilung Flughafenkoordination von der Senatskanzlei in die Senatsfinanzverwaltung wechseln soll. Die achtköpfige Expertengruppe war zuvor vom Berliner Flughafenkoordinator Lütke Daldrup geleitet worden. Für Andreas Otto ist der Wechsel kein Thema: „Wichtig ist, dass die Abteilung arbeitet und transparent wird“, forderte der Grüne.

Zweifel an Eröffnung 2018

Laut Otto hätte das Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger, das zunächst in den Medien veröffentlicht wurde und daraufhin vom neuen Flughafenchef ins Netz gestellt wurde, zuvor bereits dem Abgeordnetenhaus bekannt gemacht werden müssen. In dem Gutachten wurden Zweifel geäußert, ob der Flughafen nach dem geplatzten Eröffnungstermin 2017 im nächsten Jahr eröffnen könne.

Auch Lütke Daldrup ist sehr zurückhaltend, was einen neuen Eröffnungstermin angeht. „Natürlich ist 2018 das Ziel“, sagte der Flughafenchef nach der Aufsichtsratssitzung. Er werde sich aber erst festlegen, wenn er das nach Tests im Terminal und Verhandlungen mit den Baufirmen sicher wisse. „Das wird noch ein bisschen dauern.“ Lütke Daldrup machte zudem deutlich, dass der neue Zeitplan nicht auf Kante genäht werden wird, sondern „ausreichend Puffer“ enthalten werde. Uwe Rada

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