: „Kicker“ will nicht reden
FUSSBALL Zweitligist TSV 1860 München wird für seinen Umgang mit Journalisten kritisiert
Der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München steht wegen seines restriktiven Verhaltens gegenüber Journalist*innen in der Kritik. Erst am Wochenende wurde einer Bild-Redakteurin der Zugang zum Pressebereich versperrt. Der Kicker kommentierte daraufhin: „Wer unabhängige Berichterstattung verhindern will, dem gehört auch im Profifußball besonders genau auf die Finger geschaut.“ Das Magazin kündigte an, vorerst auf Interviews mit Klubverantwortlichen und Spielern des TSV zu verzichten.
Bereits im November monierte der TSV-Investor Hasan Ismaik auf Facebook: „Es ist ein dreckiges Spiel zwischen Medien und Hintermännern, das ich längst durchschaut habe.“ Im Februar wurden gleich drei Redaktionen der dauerhafte Zugang zum Münchner Stadion entzogen. Nachfragen zum sportlichen Verlauf und der Umstrukturierung des Vereins waren unerwünscht.
Nun folgte die nächste Eskalationsstufe: Während der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen St. Pauli wurden Fragen der Münchner Bild-Redakteurin Kristina Ellwanger zurückgestellt. Ihr war zuvor mitgeteilt wurden, dass sie „derzeit nicht willkommen“ sei. Der Bayerische Journalisten-Verband forderte, „die Restriktionen gegen einzelne Medienvertreter unverzüglich aufzuheben“.
Der Sportchef des FC St. Pauli, Andreas Rettig, monierte außerdem, beim Spiel gegen den TSV seinen Hamburger Gremienmitglieder, die bei Ismaik saßen, nach dem Bejubeln von St.-Pauli-Toren zum Verlassen der Plätze aufgefordert worden. Rettig stellt das in Zusammenhang mit dem Gebaren gegenüber Journalisten: „Wenn auf dem Altar des vielen Geldes Meinungsfreiheit und respektvoller Umgang mit Mitarbeitern, Medien und anderen Clubs auf der Strecke bleiben, dann gute Nacht Fußballdeutschland.“
Oliver Wiebe
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