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Neu im Kino

„Neruda“ Foto: Piffl

Bei der Verleihung des Literaturnobelpreises 1971 äußerte der chilenische Dichter Pablo Neruda, er wisse nicht, ob er jene Tage 1948 „erlebt, geschrieben oder geträumt“ habe. Damals war er auf der Flucht vor den Sicherheitskräften der Regierung Gonzalez Videla und versteckte sich an wechselnden Orten, bevor er emigrierte. Während dieser Erfahrung entstanden berühmte Gedichte, und Nerudas verschwommene Erinnerung an jene Monate lieferte dem chilenischen Regisseur Pablo Larrain die Idee zu seinem neusten Film „Neruda“, der von dieser Episode im Leben des Poeten handelt und eine fiktive Geschichte innerhalb des historischen Rahmen erzählt. Im Film wird Neruda von Luis Gnecco dargestellt. Doch der changiert wenig variantenreich zwischen Paternalismus und unfreiwilliger Komik. Während Larrain in seinem auf der Berlinale 2015 mit dem großen Preis der Jury ausgezeichneten Spielfilm „El Club“ über Missbrauch in der katholischen Kirche ein differenziertes Portrait seiner Protagonisten gelang, scheint das formale Spiel mit cineastischen Elementen in „Neruda“ die Konstruktion komplexer Charaktere eher zu behindern.

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