: Startschuss für den Taser
Neue Waffe Die Berliner Polizei führt den Elektroschocker vor. Er wird drei Jahre getestet
Der Mann sitzt am offenen Fenster, in der Hand ein Messer. Offenbar will er sich damit selbst verletzen. Vier Polizisten mit Sicherheitswesten eilen auf ihn zu und bleiben drei Meter vor ihm stehen. „Herr Müller, wir sind hier, um Ihnen zu helfen“, ruft einer von ihnen. Doch der Mann reagiert nicht. Schließlich schießt ein anderer Polizist mit einem sogenannten Taser auf ihn.
Die Szene ist gespielt: Die Berliner Polizei will an diesem Donnerstag vorführen, wann sie die umstrittene Elektroschockwaffe einsetzen darf. Anfang der Woche hatte Innensenator Andreas Geisel (SPD) einen dreijährigen Versuch mit dem Taser gestartet: 20 Beamte in Mitte und Kreuzberg wurden dafür drei Tage lang von der Herstellerfirma ausgebildet, berichtet Polizeisprecher Ralf Clemens.
Taser werden als Waffe zwischen Pfefferspray und Pistole eingestuft. „Damit er eingesetzt werden darf, muss in der Regel ein Verbrechen vorliegen“, sagt Sprecher Clemens. Polizeirechtlich wird er wie eine Schusswaffe eingestuft: Das heißt, er darf nur in Fällen eingesetzt werden, in denen auch ein Schuss aus der Dienstwaffe erlaubt wäre.
Vier Meter Distanz
Zudem muss laut dem Polizeisprecher bei jedem Einsatz beachtet werden, wo eine Person steht: Von den Elektroschocks wird die Muskulatur des Getroffenen etwa fünf Sekunden erhärtet. Die Person wird dadurch nicht verletzt, ist aber bewegungslos. Im schlimmsten Fall kann sie stürzen und aus dem Fenster oder eine Treppe hinunter fallen. Deswegen dürfe der Taser bei einer solchen Gefahr nicht eingesetzt werden, betont Clemens. Die Einsatzdistanz solle zwischen vier und fünf Metern betragen.
Bei der Vorführung erklärt einer der Polizisten nach dem Taserschuss: „Sie haben einen Stromschlag erhalten. Bleiben Sie ruhig und folgen Sie den Anweisungen.“ Seine Kollegen halten die Person derweil am Boden.
Laut Clemens ist es das Ziel, den Schusswaffengebrauch zu vermeiden. Der rund 1.100 Euro teure Taser enthält einen Computer, der aufzeichnet, wie lang und wie oft das Gerät zum Einsatz kam. Nach drei Jahren will die Polizei den Testversuch auswerten. Clara Lohss
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