Neu im Kino

„Vernarbte Herzen“ Foto: Silviu Ghetie

Rauchend sitzt Emanuels Vater neben ihm in der Kutsche, als diese im Sommer 1937 das Sanatorium an der rumänischen Schwarzmeerküste erreicht. Rheuma wurde dem Sohn attestiert, doch schon die erste Untersuchung korrigiert die Diagnose: Emanuel ist an Knochentuberkulose erkrankt. Die Patienten führen Emanuel Stück für Stück in die fremde Welt des Sanatoriums jenseits der kalten gekachelten Behandlungszimmer ein: die wilden Diskussionen und die nächtlichen Partys mit viel Alkohol als ­einzigem gemeinschaftlichem Vergnügen. Radu Judes Film „Scarred Hearts – Vernarbte Herzen“ beruht auf dem gleichnamigen Buch Max Blechers, das dieser seinem Leben im Sanatorium widmete, erschienen ein Jahr vor Blechers Tod mit 28 Jahren. Emanuels stagnierender Krankheitsverlauf ist durchwoben mit Echos der Zeitgeschichte: In hitzigen Diskussionen zwischen Patien­ten, Radioberichten von der Wahl im Dezember 1937, die einen weiteren Aufstieg der Faschisten brachte, und Zeitungsmeldungen dringen die politischen Krisen des Europas der 1930er Jahre in die ansonsten abschlossene Welt des Sanatoriums. In 4 Kinos