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Die Mittellose

Wie machen Sie das?

Foto: dpa

Pia Damm ist Yoga-Lehrerin. Zwei Jahre haben sie und ihr Freund weitgehend geldfrei gelebt

taz.am wochenende: Frau Damm, Sie lebten ohne Geld. Wie haben sie das gemacht?

Pia Damm: Komplett geldfrei geht kaum, Geld braucht man schon für die Krankenversicherung. Aber in anderen Bereichen funktioniert es ganz gut: Man schläft in besetzten Häusern oder übernachtet bei Leuten, die Platz haben. Lebensmittel gibt es aus dem Container.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Ich wollte nicht aussteigen, eher einsteigen: in ein neues Miteinander. Geldfrei leben heißt frei sein von Fremdbestimmung, Selbstoptimierung und dem Konzept von Leistung und Gegenleistung. Dafür muss man erst einmal bedingungsloses Annehmen lernen.

Wo haben Sie Klamotten, elektronische Geräte, Kosmetika herbekommen?

Klamotten in Umsonstläden und bei Kleidertauschpartys. Ich hatte von früher noch ein altes Handy, somit war ich erreichbar, auch wenn ich kein Guthaben hatte. Wie Lebensmittel werden auch Kosmetika oft weggeworfen, wegen Herstellungsfehlern.

Sie sind viel gereist – wie ging das geldfrei?

Wie überall sonst auch: durch Trampen, Couchsurfing und Lebensmittel aus dem Müll.

Wo fiel der Verzicht am schwersten?

Nirgendwo. Oft sind Konsumgüter eine Ersatzbefriedi­gung, weil unsere sozialen Grundbedürfnisse wie Liebe, Anerkennung, sinnvolles Tun nicht erfüllt sind.

Wie leben Sie momentan?

Mein Freund und ich arbeiten zurzeit in einer NGO, die sich mit Umweltthemen beschäftigt. Außerdem machen wir Bildungsarbeit. Dadurch zahlen wir zum Beispiel die Miete von unserem Wohnprojekt. Eine Zeit lang hat ein Unterstützerkreis die Miete für uns übernommen.

Hatten Sie kein Problem damit, auf Kosten anderer zu leben?

In unserer globalisierten Welt leben wir alle auf Kosten unserer Mitmenschen.

Interview Lea Wagner

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