: Konzerninteressen statt Menschenrechten
Handel I Experten kritisieren einseitige Ausrichtung von EU-Verträgen wie Ceta
Ziel: Exportpolitik sichern
Diese Mängel zeigten auch andere EU-Handelsverträge, heißt es in der Studie weiter, für die bilaterale Abkommen der EU aus den letzten 25 Jahren untersucht wurden. Die Vereinbarungen dienten nicht dazu, Menschenrechte zu wahren oder Nachhaltigkeit zu fördern, sondern die Exportpolitik der Staaten zu sichern, sagte der Welthandelsexperte von Brot für die Welt, Sven Hilbig.
Die Experten kritisieren, die Interessen von Großkonzernen und Investoren würden stärker berücksichtigt als der Schutz guter Arbeitsbedingungen. Zudem bemängeln sie, dass Umweltvorgaben nur unverbindlich formuliert würden. Es gebe zwar harte neue Klagerechte für Investoren, aber keine verbindlichen Umwelt- und Sozialkapitel, die Staaten und Unternehmen einhalten müssten, sagte Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung. Er sprach von einem „reinen Placebo“.
Für die Geschäftsführerin von Unternehmensgrün, Katharina Reuter, stehen die Abkommen im „krassen Widerspruch“ zu den UN-Nachhaltigkeitszielen. Die Staatengemeinschaft hatte sich auf gemeinsame Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene geeinigt. Echte Nachhaltigkeit sei zu einer rhetorischen Hülse geworden, sagte Reuter.
Den Experten zufolge dient Ceta als Blaupause für weitere Abkommen der EU und erhält damit eine besondere Vorreiterrolle. Der Vertrag ist ausverhandelt. Am 15. Februar befasst sich das EU-Parlament mit dem Abkommen (siehe Seite 9). Anschließend müssen die EU-Mitgliedsstaaten Ceta ratifizieren. Derzeit verhandelt die EU rund 20 vor allem bilaterale Handelsverträge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen