„Auf die Straßen dieser Stadt“

Ein Film über Hamburger nachts im Taxi

■ 32, ist Regisseur von „Taxi Altona“. Er war Dramaturg am Hamburger Schauspielhaus und ist Mitgründer des Clubs Golem.

taz: Herr Lenz, Ihr Film „Taxi Altona“ dokumentiert ein Spiel. Wie sind die Regeln?

Anselm Lenz: Es gibt vier Taxis und neun Individualisten, die darin eine Nacht lang zu zweit durch Hamburg fahren. Wir haben das am 24. Juni 2010 gleichzeitig mit fünf Kamerateams gedreht.

Das ist ja schon über zwei Jahre her.

Ich finde, der Film ist mit dem Abstand durchaus gereift. Durch zufällige Gespräche von interessanten Leuten zeigt er die politischen und kulturellen Themen der Stadt zu diesem Zeitpunkt.

Wie haben Sie die Protagonisten ausgewählt?

Es sind schräge Charaktere, die in der Stadt weitaus maßgeblicher sind als bürgerliche, renommierte Kulturbetriebe. Meine Hoffnung war, dass sie etwas über urbane Mythen zu erzählen haben. Beispielsweise erleben wir Christine Ebeling vom Gängeviertel, als dieses noch gar nicht gerettet war.

Gab es Begegnungen im Taxi, die Sie überrascht haben?

In einem Wagen saßen Andreas Hilmer, ein Zeitungsredakteur, der einmal einen kritischen Artikel über das Schanzenviertel geschrieben hat, den Viele als reaktionär empfunden haben, und Melissa Logan, Künstlerin und Feministin. Zwischen den beiden entwickelte sich ein interessanter Dialog über Religion und Prostitution. Logan sagt, Religion sei die Grundlage vieler Übel, auch auf der Reeperbahn.

Und wie haben Sie die Premiere inszeniert?

Im Anschluss an den Film spielt die Instrumentalband Katzenkönig. Außerdem haben alle Taxifahrerinnen und Taxifahrer Hamburgs morgen freien Eintritt. Denn wir gehören zusammen auf die Straßen dieser Stadt.

INTERVIEW: KLU

Filmpremiere „Taxi Altona“: 19.30 Uhr, Übel & Gefährlich