: Es wird zu lange malocht
Gewerkschaft Die IG Metall will sich in diesem Jahr gegen ausufernde Arbeitszeiten einsetzen
„Wir sehen, dass das für immer mehr Beschäftigte durch Digitalisierung und Flexibilisierung zum Thema wird“, sagte Sprecherin Ingrid Gier der taz. „Die Arbeitszeit wird sowohl länger als auch entgrenzter.“ Das heißt: Manche Arbeitnehmer*innen bleiben abends zu lange in der Fabrik oder im Büro, manche arbeiten rund um die Uhr mit Laptop und Smartphone. Die gesetzliche Vorschrift von maximal zehn Stunden pro Tag werde regelmäßig verletzt.
Dass die Arbeitswochen der rund zwei Millionen IG-Metall-Mitglieder durchschnittlich immer mehr Stunden umfassen und dass sie sich dadurch gestresst fühlen, sei das Ergebnis von offiziellen Statistiken und Mitgliederbefragungen der Gewerkschaft. „Dagegen gibt es leider kein Patentrezept“, sagte Sprecherin Gier. „Am Arbeitszeitgesetz liegt es nicht.“ Zwar könne die Politik „an anderen Stellschrauben drehen“, aber vor allem seien die Betriebe gefragt. Die drängten hingegen, die Regeln zur Arbeitszeit noch weiter zu lockern.
In Tarifverträgen könnten schärfere Regeln verankert werden. Unter anderem deswegen will die Gewerkschaft mehr Unternehmen dazu bringen, Verträge anzuerkennen. Die Tarifbindung sei bereits im vergangenen Jahr verbessert worden, sagte der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann am Mittwoch in Berlin. 145 Betriebe und damit 36.000 Beschäftigte seien erstmals unter den Schutz eines Tarifvertrages gekommen.
Hoffmann bezeichnete es als „Ausbeutung“, wenn Arbeit ohne Vergütung geleistet werde. „Das ist in nicht kleinem Umfang in vielen Betrieben der Fall“, sagte er. Die Gewerkschaft müsse sich einsetzen für „eine betriebliche Praxis, die die Menschen vor Ausbeutung schützt“.
Jana Anzlinger
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