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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Wer im Moment, vollgepumpt mit dem allgegenwärtigen Trumpismus, gar nichts mehr von den Vereinigten Staaten von Amerika hören will, darf sich die folgenden Zeilen gleich mal sparen und die so gewonnene Zeit für andere wichtige Dinge verwenden. Dem Studieren des mächtigen Programms des am Freitag startenden CTM-Festivals zum Beispiel, dem Spielplatz für allerlei abenteuerliche Musik und Kunst, zu dem weiter vorn auf diesen Seiten so einiges und hier eigentlich nichts zu lesen ist. Weil man den Weg zu seinen ganz eigenen Abenteuern ja auch mal mit sich selbst ausmachen kann.

Stattdessen ein paar gut rockende Gründe für Amerika.

Da hätte man zum Beispiel heute am Donnerstag im Schokoladen mit E ein Trio aus Boston (Massachusetts, USA), das Ende vergangenen Jahres bei Thrill Jockey sein Debütalbum vorgelegt hat mit einem schrundigen, abgedunkelten, drängelnden Rock mit einem ordentlichen Roll. Wissen sollte man dazu noch, dass es sich bei E um einen Verbund von bereits länger gedienten Kräften des Indierock handelt, bei dem auch Thalia Zedek (Live Skull, Come und so weiter) mit dabei ist (Ackerstr. 169, 20 Uhr).

Die Alternative am Donnerstag: Chrome. Ganz dunkelmusikalisches Kalifornien (USA). Die Kellerrock-Ausgabe vom „Psycho Killer“. 1979 legten sie mit „Half Machine Lip Moves“ ihr Referenzalbum vor, und dass diese Lust, sich krachend und mit Schmackes gegen eine Wand zu werfen, weiter auch ohne stumpfes Schielen auf den (durchaus berechtigten) Legendenstatus funktioniert, war beim Berliner Chrome-Konzert vor etwas mehr als zwei Jahren zu hören. Nun spielen Chrome im Cassiopeia (Revaler Str. 99,21 Uhr, 15 €).

Oder am Freitag in der Berghain-Kantine die Moonwalks aus Detroit (Michigan, USA): stoisch gleichmütiger, unerbittlich pochender, absolut langhaariger und dabei bestens gekämmter psychedelisierter Space­rock, den man, um der Sache noch den letzten Kick zu geben, auch als huldigende Erinnerung an den am Sonntag verstorbenen Jaki Liebezeit hören sollte – nicht dass es da eine direkte Ver­bandelung gäbe, aber der von Liebezeit nicht nur bei Can gepflegte hypnotische Puls findet sich schon bei den Moonwalks (Am Wriezener Bhf., 20.30 Uhr, 12 €).

Oder am Sonntag im Monarch Pill aus Brooklyn (New York, USA): Hat man irgendwo mal als New Wave of No Wave gelabelt. Was die Sache durchaus trifft, wenn man den hibbeligen, quertreibenden Nervösrock des Quartetts überhaupt auf eine Position festnageln kann (Skalitzer Str. 134, 19 Uhr, 10 €).

Musikalisch hat so eine Sprunghaftigkeit halt auch ihr Gutes.

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