piwik no script img

Zwei Länder am Bettelstab

Milliarden-Schulden

So schnell kommt die Chance nicht wieder, sich eine Bank zuzulegen. Also keine für den Garten, sondern eine richtige, mit Geld und so. Obwohl – daran hapert’s schon gewaltig. Die HSH Nordbank steht seit vorigen Montag zum Verkauf, diese gemeinsame Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, die Milliardendefizite angehäuft hat wie unsereins schmutzige Socken, Gerichte und parlamentarische Untersuchungsausschüsse beschäftigte und ihre Eignerländer in den Ruin zu treiben droht.

Bis zum 27. Februar müssen sich Interessenten bei der Citigroup als Beraterin der Verkäufer melden. Die ernsthaften Kandidaten sollen weitere Informationen erhalten und müssen bis zum 31. März erste Angaben machen. Dann folgt ein mehrstufiger Prozess, an dessen Ende ein Investor ausgewählt werden soll. Hamburg und Schleswig-Holstein müssen die Nordbank als Auflage der EU bis zum 28. Februar 2018 weitgehend veräußern – ob das aber zu einem akzeptablen Preis gelingt, ist unter Experten umstritten.

Die Nordbank besteht aus einer profitablen Kernbank und einer Altlast mit hohen Risiken, vor allem faulen Schiffskrediten. Die Bank konnte nach der Finanzkrise nur mit milliardenschweren Zuschüssen und Bürgschaften gerettet werden. Zuletzt hatte die Kernbank einen Neun-Monats-Gewinn von 183 Millionen Euro ausgewiesen; die „bad bank“ dümpelt weiter vor sich hin.

Erst nach dem Verkauf wird sich klären, wie hoch die Verluste der beiden Länder durch ihr Engagement bei der Nordbank sein werden. Beträge zwischen 17 und 20 Milliarden Euro wurden zuletzt ins Spiel gebracht – so viel wie die beiden Jahreshaushalte. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) deutete bereits an, dass die Länder diese Last ohne Unterstützung des Bundes und der EU nicht tragen könnten: Wenn es richtig schlimm kommt, gehen die beiden Nordländer am Bettelstab. smv

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen