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5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

Lektionen

1. Zugverbindungen können spalten

Wer irgendwo in der Provinz lebt, würde sich über die Nachricht, es solle eine neue Zugverbindung geben, freuen. Endlich Anschluss, endlich zueinanderkommen. Aber eine Zugverbindung kann auch ganz anders gemeint sein: drohend. So war es neulich in Serbien. Erstmals seit dem Krieg Ende der Neunziger sollte von der Hauptstadt Belgrad wieder ein Zug in den Kosovo fahren. Länderübergreifend, weil Kosovo ja unabhängig ist. Das aber sieht die serbische Führung anders, Kosovo ist eine serbische Provinz. Und so stand es auch auf dem Zug: „Kosovo ist Serbien“. Der Zug wurde kurz vor der Grenze gestoppt, aber der Konflikt ist da. „Säbelrasseln auf dem Balkan“ hieß es. Erinnerungen werden wach. Am Dienstag sollen sich der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic und sein kosovarischer Amtskollege Isa Mustafa in Brüssel treffen und die Sache klären.

2. Der Systemwechsel dauert fünf Stunden

Während vor dem Kapitol Donald Trump als 45. US-Präsident vereidigt wird, wird im Weißen Haus ein- und ausgepackt, wird gefeudelt und gewienert, werden Bilder ab- und andere aufgehängt, werden Obamas Äpfel aus dem Oval Office getauscht gegen Snacks, wie Trump sie mag – Chips wohl. Fünf Stunden hat ein Trupp Helferinnen und Helfer Zeit, um den Sitz des Präsidenten nach seinem Gusto umzuräumen. Dann heißt es: „Welcome, Mr President“.

3. Urteile werden im Stehen verkündet

Dienstag waren viele Teilnehmer des Zeitgeschehens verwirrt. Erst hieß es, beispielsweise bei Zeit und Spiegel Online: „Bundesverfassungsgericht verbietet NPD“. Wenig später hatten sie das „nicht“ an den Satz gehängt, das dem von Verfassungsrichter Andreas Voßkuhle verkündeten Urteil entsprach. Was war los? Journalisten hatten die Verlesung des Verbotsantrags schon für das Urteil gehalten, es klang auch danach. Dabei saß das Gericht da noch, barhäuptig. Erst dann standen die Damen und Herren auf, setzen sich ihre scharlachroten Kappen auf und Voßkuhle verkündete „im Namen des Volkes“ das Urteil.

4. China ist gut

Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping hat das Weltwirtschaftsforum in Davos gut genutzt. Weil er für den Freihandel warb, wurde er zur Gegenfigur von Donald Trump, der den Protektionismus will. Xi, wie sympatisch! Man darf nur nicht so genau in sein Land kucken.

5. Ötzi war Südtiroler

Lange wurde gestritten: Ist Ötzi, der Eismann vom Similaun, Österreicher oder Südtiroler? Gefunden wurde er entlang einer Grenze, die in den Bergen schwer zu bestimmen ist. Ötzi wurde schließlich Südtiroler und kam ins Bozener Archäologiemuseum. Jetzt ist es noch klarer, entscheidend war der Magen. Das darin gefundene Steinbockfleisch wurde analysiert und bestätigt die Abkunft. Ötzi aß Speck, Südtiroler Speck.

Felix Zimmermann

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