LeserInnenbriefe
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Stichwahl

betr.: „Schwache Spitze“, taz vom 19. 1. 17

Liebe Ulrike Herrmann, vielen Dank für den Kommentar.

Stichwahl! War auch mein erster Gedanke. Entscheidend ist hier aber nicht der winzige Vorsprung von Özdemir, sondern die Tatsache, dass gut 60 Prozent, weit über die Hälfte, nicht für Özdemir gestimmt hatten. Ein Ergebnis dieser Art war bei drei Kandidaten ja auch erwartbar. Tja.

Stichwahl hätte man daher, gerade seitens der linkeren Grünen, eher fordern müssen. Özdemir kann aber nicht dafür werben: Schließlich ist kaum anzunehmen, dass ein relevanter Anteil der (linken) WählerInnen Hofreiters sich für ihn entscheidet: Die Stichwahl würde fraglos Habeck gewinnen. Was ihr Fehlen umso tragischer macht.

Ebenso tragisch: Viele taktisch Wählende der linkeren Grünen haben Hofreiter vermutlich mangels Stichwahl nicht gewählt, weil sie Habeck die bessere Chance ausrechneten und Özdemir nicht wollten. Glaubt denn wirklich jemand, ein Duo mit doch deutlich schwarz-grüner Präferenz repräsentiere die Basis?

REBECCA NANSEN, Berlin

Alle drei waren gut

betr.: „An der Seite Donald Trumps“, taz vom 21. 1. 17

Bettina Gaus hat aus dem Ergebnis der Grünen-Urwahl die falschen Schlüsse gezogen. Es steht eben nicht fest, dass Cem Özdemir nur etwa ein Drittel seiner Partei hinter sich hat.

Ich selbst habe ihn nicht gewählt, stehe aber dennoch hinter ihm. Alle drei männlichen Kandidaten waren gut, weshalb es sicher vielen Mitgliedern schwerfiel, sich auf einen einzigen festzulegen. Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass die Gegner der Grünen nicht gelacht und genug Luft bekommen haben, als die Führungsspitze der Grünen das Ergebnis der Urwahl als Vertrauensbeweis interpretiert hat. RÜDIGER KLAN, Dürnau

Grünes Selbstverständnis

betr.: „Schwache Spitze“, taz vom 19. 1. 17

Gleich zwei Mal wird in der taz der letzten Tage eine Stichwahl gefordert, immer mit der Begründung, der Spitzenkandidat Cem Özdemir hätte nur ein Drittel der Partei hinter sich. Ich kann nur für meinen Ortsverband sprechen. Bei uns hätte man alle drei Kandidaten für gut befunden. Alle die ich kenne und die Cem nicht gewählt haben, wie ich zum Beispiel, unterstützen natürlich trotzdem Cem in der Wahl. Das ist hier unser grünes Selbstverständnis. Wir haben ebensolche Probleme mit der SPD und ihrem Kohle-Gen wie mit der CDU/CSU und ihrem Sozialdefizit und der Fremdenhysterie. Wir wundern uns über die ganze ideologielastige Diskussion. Bei einer Stichwahl würde bei uns erneut ein genauso knappes Ergebnis erzielt werden wie jetzt, halt halbe-halbe. Welcher Aufschrei ginge dann durch die Presse: „Grüne gespalten! 50 Prozent gegen Cem Özdemir!“

Bei drei guten Kandidaten ist die Wahl genauso schwer wie bei zwei guten Kandidaten. Da spekulieren die Pressevertreter*innen doch ziemlich glatt an der grünen Basis vorbei.

MAREIKE WINGERATH, Ratingen

Strohhalme knicken schnell

betr.: „Die Beilagen-Partei“, „Ein neues Verhältnis zur Gesellschaft“, taz vom 21. 1. 17

Nach der Urwahl fragen taz-Chefredakteur Georg Löwisch und Chefreporter Peter Unfried nach dem weiteren Kurs der Grünen. Diese Unklarheit ist auch das Dilemma der Wähler. Es ist doch unerheblich, ob die Grünen bei 9 oder 15 Prozent landen, sie werden die „Großparteien“ nicht überflügeln. Und die haben in den vergangenen 8 Jahren eine forcierte Energiewende vermieden, ja, der jetzige Wirtschaftsminister hat den Ausbau von Sonnen- und Windenergie erheblich ausgebremst. Wichtig für das Weltklima ist, ob Deutschland zeigt, dass die Energiewende wirtschaftlich vorteilhaft ist, um Nachahmer zu ermuntern. Wer außer den verunsicherten Grünen steht dafür?

Im Schwerpunkt Klima zeigt Bernhard Pötter den Stand des Klimawandels („Die Spitze des Heißbergs“, taz vom 20. 1. 17). Die Schwelle zu der 1,5-Grad-Hoffnung von Paris wird spätestens 2021 überschritten, die der 2 Grad wohl um 2035. So schnell knicken Strohhalme, wenn sie nicht durch Äste ersetzt werden.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Fehlende Konsequenzen

betr.: „Die Spitze des Heißbergs“, taz vom 20. 1. 17

Wo sind die Konsequenzen?

Die Horrormeldungen in Zeiten Trumps im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel nehmen zu, die Gewissheit des menschlichen Einflusses darauf ebenso. Ich will fast sagen: „Wir wissen’s!“

Was aber in allen Meldungen fehlt, sind die Konsequenzen, was endlich zu tun ist. Ich lese nichts von Kohleausstieg, Tempolimit auf deutschen Autobahnen, Umstellung der Landwirtschaft auf Öko, Reduzierung des Fleischkonsums, Besteuerung von Flugbenzin, Verbot von Verbrennungsmotoren usw. Wir alle tragen durch unseren Wohlstand, unseren eigenen Luxus und die Nichtbereitschaft zum Verzicht dazu bei, dass unsere Lebensgrundlagen förmlich wegschmelzen. Es sollte an der Zeit sein, die Dinge scharf beim Namen zu nennen. Denn die nötigen Veränderungen werden ja nicht nur schlecht sein, sie beschreiben eine Welt, in der auch unsere Kinder noch eine gute Lebensperspektive haben. Packen wir es doch endlich an!

ELMAR STEVENS, Münster