Unterm Strich:
Ein Mordfahrzeug im Museum? Im Haus der Geschichte in Bonn könnte zukünftig ein Teil des Lastwagens, mit dem im Dezember der Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin verübt wurde, zu sehen sein. Der gesamte Lastwagen ist für das Museum zu groß, ob ein Teil in die Sammlung des Museums aufgenommen wird, ist noch nicht klar. Um die richtige Entscheidung zu treffen, brauche es einen größeren zeitlichen Abstand zur Tat, sagte Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte. Im Museum soll die Tat dann aber auf keinen Fall nur aus der Sicht des Täters dargestellt werden, so Hütter weiter. Das Thema sei jedoch von gesellschaftlicher Relevanz und gehöre nun „zu unserer Geschichte, ob wir das wollen oder nicht“. In der Dauerausstellung des Museums in Bonn sind bereits Objekte zum RAF-Terrorismus zu sehen sowie die Kölner Nagelbombe der Neonazi-Zelle NSU, die für den aktuellen Rechtsradikalismus steht.
Überhaupt ins Museum zu gehen ist für Menschen mit Behinderung nur sinnvoll, wenn die Ausstellung barrierefrei gestaltet ist. Doch der Besuch kann schon an den fehlenden Informationen auf den Internetseiten scheitern. Diese seien größtenteils nicht barrierefrei, obwohl es technisch machbar sei, sagt Domingos de Oliveira, Experte für barrierefreie Webseiten. Auch bei Ausstellungen fehle bei vielen Kuratoren die Bereitschaft, sie durchweg inklusiv zu gestalten. Oft gebe es Vorbehalte und Ängste, die künstlerischen Inhalte würden dadurch zu stark verändert. Das Historische Museum in Frankfurt wird bei der Gestaltung des Internetauftritts eine Vorreiterrolle einnehmen. Ab 2017 soll eine überarbeitete Webseite angeboten werden, bei der es Untertitel bei Videostationen sowie Apps für blinde und gehörlose Menschen und in Leichter Sprache gibt.
Die Berlinale wird dieses Jahr am 9. Februar mit dem französischen Spielfilm „Django“ eröffnet. Das Drama thematisiert die Lebensgeschichte des französischen Jazzmusikers Django Reinhardt, der 1943 aus dem von Deutschland besetzten Paris flüchtet, da er als Sinto von den Nazis verfolgt wird. „Django“ ist das Filmdebüt von Regisseur Étienne Comar. Gänzlich unbekannt ist dieser Name jedoch nicht. Comar hat sich bereits als Drehbuchautor und Produzent, etwa bei dem in Cannes preisgekrönten Film „Von Menschen und Göttern“, einen Namen gemacht. Die 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin finden vom 9. bis 19. Februar statt.
Einen runden Geburtstag feiert derzeit Entenhausen. Das lustige Taschenbuch gibt es 2017 seit 50 Jahren. Zum Auftakt des Jubiläumsjahrs ist ab sofort das neue LTB 489 erhältlich. In den neun Geschichten führt es Donald Duck und seine Neffen unter anderem nach China, derweil hat Mickymaus mit Urzeitwesen zu kämpfen.
Ein anderer, überraschender und wenig lustiger Bestseller sorgte im vergangenen Jahr für Diskussion. Ein Jahr nach der Veröffentlichung der kritisch kommentierten Fassung von Hitlers „Mein Kampf“, herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte (IfZ), wurden bislang 85.000 Ausgaben verkauft. Die KäuferInnen seien nach Angaben des IfZ keine Rechtsradikalen, sondern vor allem politik- und geschichtsinteressierte Menschen, darunter viele LehrerInnen. In der bayrischen Landeszentrale für politische Bildung wird derzeit an einem Entwurf gearbeitet, um Auszüge aus dem Buch in den Geschichtsunterricht einzubinden. IfZ-Institutsdirektor Andreas Wirsching warnt jedoch davor, die öffentliche Diskussion und auch den Geschichtsunterricht zu stark auf die Person Hitlers zu zentrieren.
Eine Belehrung gibt’s am Schluss: Vor seinem Abschied im Sommer will der langjährige Intendant der Volksbühne Berlin, Frank Castorf, den Berlinern noch mit auf den Weg geben, dass Goethe nicht nur im Zusammenhang mit einer Komödie mit dem Schauspieler Elyas M’Barek stehe, sondern „ein bedeutender deutscher Denker und Literat war“. Im März inszeniert er daher Goethes „Faust“. Einen personellen Wechsel gibt es auch beim Berliner Ensemble, das ebenfalls im Sommer den Theaterpatriarchen Claus Peymann verabschiedet. Der Intendant geht widerwillig und ist unzufrieden mit seinen Nachfolger Oliver Reese. Er beschreibt den Theaterregisseur vom Schauspielhaus Frankfurt als „Repräsentant einer Generation von gescheiten, gut informierten, aber handzahmen Verwaltern“. Die „Ära Peymann“ endet mit einer Inszenierung von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“. Bei der Premiere im Februar werden unter anderem Carmen-Maja Antoni und Roman Kaminski auf der Bühne stehen.
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