Dinah Riese über Racial Profiling und die Kölner Polizei: Die Sprache der Kölpos
Die Kölner Polizei twitterte kurz vor Silvester: „Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft“. Prompt hatte die deutsche Twittercommunity ihr erstes Trending Hashtag des Jahres 2017, nämlich #RacialProfiling. Denn bisher war „Nafri“ eine interne Bezeichnung der Kölner Polizei für „Nordafrikanische Intensiv-“ oder „Straftäter“.
Schon an der Frage, ob der auf Straftäter abzielende Begriff „Nafri“ inhärent rassistisch ist, kann man sich ausgiebig abarbeiten: Ist es für eine bestimmte „Intensivtat“ charakteristisch, dass sie von „Nordafrikanern“ begangen wird? Gibt es im Vokabular der deutschen Polizei auch „Weuris“ oder „Namris“ – „westeuropäische“ oder „nordamerikanische Intensivtäter“? Oder ist diese Bezeichnung eine Stigmatisierung, die nur mutmaßlich aus Nordafrika stammenden Menschen zugemutet wird?
Die Empörung in den sozialen Medien kann die Kölner Polizei nicht nachvollziehen. Denn „Nafri“ bezeichne nicht etwa nur Straftäter, sondern ganz generell auch „Menschen eines bestimmten Phänotyps“. Dieser Nachtrag macht den Tweet sogar noch schlimmer. Denn damit gesteht die Polizei ganz eindeutig ein, dass ihr Verdacht auf der – vermuteten – ethnischen Abstammung beruht.
Bei den 650 kontrollierten Männern sei eine „Grundaggressivität“ festgestellt worden, sagte Polizeipräsident Mathies. Mit Straftaten sei zu rechnen gewesen. Nun hat die Polizei jedes Recht, sich auffällig verhaltende Menschen zu kontrollieren. Dies hat sie jedoch gar nicht getan, wenn man ihre eigenen Angaben ernst nimmt – sonst hätte in dem Tweet statt „Nafris“ stehen müssen: „Am HBF werden derzeit mehrere Hundert sich aggressiv verhaltende Männer überprüft.“
Polizeipräsident Mathies sagte am Montag, die interne Bezeichnung sei „sehr unglücklich“ verwendet worden. Doch alle nachträglichen Erklärungen helfen nichts: Das Tweet der Kölner Polizei lässt sich nur rassistisch nennen.
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