Mann mit Bart
: "Irgendwas von Lego"

Foto: Andreas Schmidt

Der Weihnachtsmann hatte auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt immer um 16 Uhr Sprechstunde. 25 Kinder kamen jeden Tag dran und kriegten fünf Minuten mit ihm. Seine Identität will die Stadt aber schützen – sein Name und sein ziviler Beruf sind hier deswegen nicht genannt.

taz: Herr Weihnachtsmann, mussten Sie sich schon oft anhören, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt?

Weihnachtsmann: Ich bin dieses Jahr zweimal gefragt worden. Und das waren Schulkinder. Aber das war nicht böse gemeint, die hatten bloß irgendwas am Kostüm auszusetzen.

Gibt’s auch Kinder, die Angst vor Ihnen haben?

Ja, hab ich gerade erlebt. Da war eine Mama mit einem Baby, und einen Meter vor mir hat das Kind angefangen zu schreien. Kinder haben mit der Tradition Weihnachtsmann zu wenig zu tun! Den Weihnachtsmann gibt es schon so viel länger als Coca-Cola.

Was sind die Wünsche, die sie am häufigsten hören?

Meistens wollen die Kinder irgendwas von Lego. Am ersten Tag auf dem Weihnachtsmarkt hatte ich ein Kind – dritte oder vierte Klasse –, das sagte: Ich wünsche mir Weltfrieden. Da haben alle geklatscht. Was mich besonders freut: Es kommen immer mehr geflüchtete Kinder. Manche haben zwar vom Christentum schon was gehört, aber kennen die Figur des Weihnachtsmanns nicht. Der ist ein toller Weg, um die Kulturen einander näherzubringen.

Konnten Sie eine Veränderung bei den Kindern beobachten?

Die Kinder sind begeistert wie eh und je. Aber die Omas und Opas sind fordernder geworden! Da kommt schnell mal die Bemerkung, dass ihre Enkel nicht genug Geschenke von mir kriegen. Was da manche gesagt haben, möchte ich gar nicht wiederholen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit den Kindern?

Das waren Geschenke, die ich gekriegt habe. Einmal gab es einen liebevoll gemachten Schuhkarton, einmal selbst gebackene Kekse. Lustig war auch, als meine vierjährigen Enkel hier auf der Bühne waren und mich gar nicht erkannt haben. Nicht von der Stimme, nicht vom Gesicht – die waren einfach nur baff, dass sie den Weihnachtsmann treffen.

Wissen die Kinder in Ihrer Familie also nicht, dass Sie als Weihnachtsmann auftreten?

Mein zehn Jahre alter Enkel weiß es. Der ist da wahnsinnig stolz drauf. Er darf in der Schule aber natürlich nichts verraten!

INTERVIEW SARAH EMMINGHAUS