BENNO SCHIRRMEISTER UNVERBREMT : Fieser Schnuddel, rotgefärbt
Die Linksfraktion war verschnupft. Eindeutig. Denn dem Schnäuzen entspricht im parlamentarischen Geschäft die Gattung der Anfrage: Ein Fraktionsmitglied rotzt einen Sachverhalt aufs Papier und verbindet ihn mit, doch, mitunter suggestiven Fragen – an den Senat.
Ui, und sie war diesmal doppelt verschnupft, die Fraktion, verschnupft hoch zwei, weil: Gegenstand ihrer gestern beantworteten Anfrage war das Genre der Anfrage selbst, genauer: die Beantwortung derselben. Und zwar, Gott sei’s geklagt, durch die Medien. Die lassen sich nämlich mitunter anstecken von Anfrage-Themen, recherchieren gar in Behörden und hätten dann, so die Linksfraktion, manchmal vor der nächsten Parlamentsdebatte „die noch nicht offiziellen Antworten“! Zudem würden sie diese oft auch noch kommentieren –ja wo bleiben denn da geordneter Gang, Sitte, Anstand, Form und Hierarchie? Ob der Senat das für sinnvoll hält, wollte die Linksfraktion wissen. Und: Was tut er dagegen?
Ach, die Medien! Mit denen hat die Linke ewiges Leid, wie mit einem chronischen Schnupfen. Schon der Kardinalfehler der Bremer Räterepublik von 1919 war ja, so hat’s der Sprecher des Bremer Räterepublik-Gedenkkreises einmal geschildert, keine Presse-Zensur eingeführt und die Kontrolle über die Nachrichten aufgegeben zu haben.
Böärgh, so viel fieser Schnuddel. Der musste mal raus. Die Linke kann befreit durchatmen und hat klargemacht: Wenn sie die Gelegenheit bekäme, wüsste sie, heutzutage solche Fehler zu vermeiden. Denn wie sich der heimlichen Weitergabe von Information bis hin zu intrigantem „Whistelblowing“ aus Behörden ein Riegel vorschieben ließe, da verfügt niemand über einen reicheren Erfahrungsschatz als Die Linke – so rein parteihistorisch betrachtet.