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Nur ein Bruchteil der Flüchtlinge hat Arbeit

INTEGRATION Arbeitgeber sind oft skeptisch. Am besten sind die Jobchancen im Leiharbeitssektor

BERLIN dpa | In den vergangenen Monaten hat nur ein Bruchteil der Flüchtlinge in Deutschland reguläre Arbeit erhalten. „Wenn wir es geschafft haben, nach fünf Jahren 50 Prozent in Lohn und Brot zu bekommen, ist das sicherlich ein Erfolg“, sagte der Direktor des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Joachim Möller, am Montag. „Dafür müssen wir aber in die Integration investieren.“

Von Dezember 2015 bis November 2016 schafften 34.000 Einwanderer aus den acht wichtigsten nichteuropäischen Asylherkunftsländern den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt. „Das sind unter anderem Syrien, Irak, Afghanistan, Nigeria und Eritrea“, sagte Möller. 160.000 Flüchtlinge mit abgeschlossenem Asylverfahren sind bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern als arbeitslos erfasst.

Eine Illusion wäre es aus Sicht Möllers, „zu glauben, dass wir eine große Zahl der Geflüchteten in unseren gut bezahlten Industriearbeitsplätzen wie beispielsweise der Automobilindustrie haben werden“. Eine besondere Funktion habe aber Leiharbeit. „Viele Betriebe sind erst einmal skeptisch, Zeitarbeit hilft, erste Bedenken zu nehmen.“

Im 1-Euro-Job-Programm für Flüchtlinge gibt es rund vier Monate nach dem Start noch weit weniger solche Arbeitsgelegenheiten als insgesamt geplant. „Nach ersten Zahlen entstanden bisher rund 5.000“, sagte Möller. Das von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) initiierte Programm startete am 1. August und soll 100.000 öffentlich geförderte Jobs für Flüchtlinge schaffen.

Durch die Flüchtlingsmigration entstanden auch Arbeitsplätze. „Wir rechnen mit einer Größenordnung im mittleren fünfstelligen Bereich, mit etwa 50.000 oder 60.000“, sagte Möller. „Beschäftigungszuwachs gab es etwa im Bau, bei außerschulischen Lehrtätigkeiten und Sprachlehrern, Wachleuten, Sozialarbeitern und in der öffentlichen Verwaltung.“ Diese grobe Einschätzung stamme noch vom Anfang des Jahres. Einige neue Stellen seien damals wohl noch gar nicht besetzt gewesen, so dass der Effekt heute noch größer sein könnte.

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