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Viel Aufwand, kaum Ertrag

Abstiegskampf Der FC St. Pauli überwintert nach dem 1:1 gegen den VFL Bochum als Tabellenletzter der Zweiten Fußball-Bundesliga. Drei Spiele in Folge ohne Niederlage aber machen ein wenig Hoffnung

Diesmal hat die Hinrunde beim FC. St Pauli eineNachspielzeit – mit unbekanntemResultat

Am Ende hatte es wieder nicht gereicht zum Sieg. Fast 90 Minuten hatte der FC St. Pauli am ausverkauften Millerntor den VfL Bochum dominiert, der nach der Hinausstellung seines Außenverteidigers Timo Perthel nicht einmal mehr zu erfolgversprechenden Entlastungsangriffen kam. Doch weil die Bochumer ihre einzige nennenswerte Torchance nach 20 Minuten durch Peniel Mlapa nutzten, die Hamburger sich in der Folge zwar diverse Chancen gegen nur zehn Bochumer erarbeiteten, diese aber nicht nutzen konnten, reichte es am Ende nur zu einem 1:1-Unentschieden. Viel Aufwand, wenig Ertrag.

Bezeichnend ist dabei, dass die Hamburger für ihren Ausgleichstreffer die tätige Mithilfe des Bochumer Torwarts Manuel Riemann benötigten. Riemann ließ einen harmlosen Flankenball, von Joël Keller, den er zuvor aus der Luft gepflückt hatte, aus den Händen gleiten. Aziz Bouhaddouz musste die ihm vor die Füße fallende Kugel nur noch aus vier Metern zum Ausgleich einschieben.

Schon nach drei Minuten hätte Bouhaddouz für einen gänzlich anderen Spielverlauf sorgen können: Der Hamburger Stürmer war in eine Kopfball-Rückgabe von Perthel gesprintet, hatte die Kugel sehenswert mit der Hacke an Keeper Riemann vorbei gen verwaistes Tor bugsiert – wo der Ball aber nur an die Querlatte und von dort zurück ins Feld sprang.

Nur zwei Siege in der Hinrunde, elf magere Pünktchen insgesamt – mit dieser Ausbeute verbringt der FC St. Pauli die Winterpause auf dem letzten Tabellenplatz. Und dennoch ist Hoffnung am Millerntor eingekehrt: Nachdem das Team in den ersten 14 Spieltagen der Saison nur sechs Punkte holte und meistens chancenlos blieb, dominierte die Mannschaft ihre letzten drei Spiele und blieb dreimal unbesiegt. Lediglich die eklatante Abschlussschwäche der Hamburger sorgte dafür, dass am Ende nicht drei Siege auf dem Konto standen. Statt völlig verunsichert wie zuvor spielte St. Pauli gegen Kaiserslautern und Bochum, aber auch in Fürth, mutig auf und war jeweils das bessere Team.

Als Konsequenz aus dem Tabellenplatz will der Verein entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten nun in der Winterpause noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen. Gesucht werden Spieler, die Torgefahr ausstrahlen, doch die sind teuer. Durch den zarten Aufwärtstrend steht Trainer Ewald Lienen weiterhin nicht zur Disposition. Oder doch?

Für leichte Überraschung sorgte am Samstag die Ankündigung einer Pressekonferenz zur Hinrunden-Bilanz mit hochrangiger Besetzung – Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Rettig wollten neben Lienen ans Mikro. Denn wenn das Führungsduo des Vereins lädt, gibt es meist Personalentscheidungen zu verkünden. Dass die Pressekonferenz am Sonntag kurzfristig auf einen unbekannten Termin verschoben wurde, weil Lienen aus persönlichen Gründen verhindert sei, sorgte nicht dafür, dass Spekulationen verstummten. So hat die Hinrunde beim FC. St Pauli eine Nachspielzeit – mit unbekanntem Resultat. Marco Carini

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