Americana mit Bourbon gurgeln

FOLK Eine echte Entdeckung: Der niederländische Singer-Songwriter Tom Gerritsen und seine Band The T. S. Eliot Appreciation Society

„Opgepast“ sagt auf Niederländisch, wer die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen auf jemand Besonderes richten will. Opgepast also, wenn nun die Rede ist von dem Utrechter Musiker Tom Gerritsen – denn der hat gerade ein Album aufgenommen, das Ihre Aufmerksamkeit verdient. Es fängt schon an mit dem Bandnamen, denn das Indie-/Folk-Trio, dem der 28-jährige Songwriter vorsteht, heißt The T. S. Eliot Appreciation Socie­ty; ins Leben gerufen hat Gerritsen die Band vor fünf Jahren.

Mit „Turn It Golden!“ hat die Dichtergesellschaft jüngst ein ausgefeiltes Zweitwerk veröffentlicht, auf dem die T. S. Eliot Appreciation Society sich deutlich vom US-Folk, von Americana geprägt zeigt. Das verwundert nicht, wenn man sich die Biografie Gerritsens anschaut, der bereits einige Jahre Liedermacherei auf dem Buckel hat. Aufgewachsen ist er in einer niederländischen Jahrmarktsfamilie, mit 18 Jahren ging er in die USA und nach Kanada und hat sich dort zwei Jahre lang als Straßenmusiker durchgeschlagen. Als er wieder in seine Heimatstadt Utrecht zurückkehrte, fanden zunächst Leute aus seinem privaten Umfeld Interesse an seinen Kompositionen. Gerritsen begann diese Songs aufzunehmen, seine Debüt-EP in Bandbesetzung erschien 2012. Im Folgejahr veröffentlichte man das Debütalbum „A New History“. In den Niederlanden tourte Gerritsen daraufhin unentwegt.

Zurückhaltend, durchdacht

Auch auf der Bühne macht The T. S. Eliot Appreciation Society mit „Turn It Golden!“, einem Album mit zurückhaltenden, intimen und durchdachten Songs, Eindruck. Im Vordergrund stehen meist sauber gezupfte Gitarrenläufe und eine klare, kräftige Tenorstimme. Dazu wird an den Drums mit Besen gerührt, manchmal kommen Piano-Akkorde und Mundharmonika („The Fall“) hinzu oder ein Akkordeon schwingt sich auf wie im tollen Song „Holy Motors!“. Folk- und Country-Ikonen wie Townes Van Zandt und aus der jüngeren Generation Jason Molina (Songs: Ohia) und Colin Meloy (The Decemberists) mögen einem in den Sinn kommen, wenn man die zehn Stücke hört, die mit jedem weiterem Hören immer besser werden. Tom Gerritsen erschafft Musik, die atmet, die berührend ist – ohne gefühlig zu sein. Man wünscht sich etwas Kaminfeuer und Knistern dazu, vielleicht gurgelt sich Gerritsen ja mit einem Glas Bourbon in die Americana hinein. Einstweilen, „dank je wel“.

Jens Uthoff

The T. S. Eliot Appreciation Society: „Turn It Golden!“ (Greywood Records/Timezone)